OBERLIGA-DERBY – Duell der Trainernovizen – Eidam und Haenen im Interview
Gensungen/Melsungen – Es ist das erste Mal. Für beide. Ihre erste Trainerstation im Seniorenbereich, das erste Duell zwischen Frank Eidam (ESG) und Arjan Haenen (MT II), die sich auch als Spieler nie gegenüber standen. Und folgerichtig ihr erstes Derby in der Handball-Oberliga, wenn am kommenden Samstag (19.30 Uhr Kreissporthalle Gensungen) die ESG Gensungen/Felsberg den Nachbarn MT Melsungen II zu Gast hat. Ein brisantes Nachbarduell mit reichlich Vorgeschichte, was auch noch als wegweisendes Spitzenspiel durchgeht.
Im HNA-Interview lassen sich die Verantwortlichen natürlich nicht in die Karten schauen, zumal einige Personalfragen noch offen sind. Keinen Zweifel besteht am gegenseitigen Respekt.
Frank Eidam, wie groß war der Sprung vom Athletik- und zum Cheftrainer bei der ESG Gensungen/Felsberg?
Eidam: Dahingehend groß, dass ich nun ganz allein die Verantwortung trage. Der Druck war vorher viel geringer. In den zwei Jahren im Trainerstab habe ich viel gelernt, mir auch immer Gedanken darüber gemacht, was ich ändern würde und mich auf diese Weise vorbereitet.
Arjan Haenen, wie ist es, als Co-Trainer der Bundesliga-Mannschaft der MT Melsungen nun ganz allein für die Reserve verantwortlich zu sein?
Haenen: Erst mal freue ich mich sehr darüber, dass mir der Verein das Vertrauen geschenkt hat. Als das zum Ende der letzten Saison bekannt wurde, wäre ich am liebsten sofort angefangen. Natürlich bedeutet diese Doppelaufgabe viel Arbeit, doch das lässt sich managen. Reserve und erste Mannschaft sind allein schon dadurch enger zusammengerückt, dass fast die Hälfte der Spieler des Oberliga-Kaders beim Bundesligisten mittrainieren.
Wie lässt sich Ihre Handball-Philosophie als Trainer zusammenfassen?
Eidam: Meine Philosophie ist: Nutze die Stärken Deiner Spieler.
Wie geht das?
Ich ordne das Spielsystem und die den Spielern gestellten Aufgaben allein ihren Fähigkeiten unter. Und habe bisher auch nur an den Stärken der Spieler gearbeitet.
Haenen: Ich mag das Antizipieren in der Abwehr, die daraus resultierenden Ballgewinne und schnelle Gegenstoßtore. Der Positionsangriff sollte variabel mit vier bis fünf Auftakthandlungen auftreten.
Eine ganze Handballregion fiebert diesem Nachbarduell entgegen, das seine eigene Geschichte hat und das, so ganz nebenbei, auch noch das Aufeinandertreffen von zwei Aufstiegsaspiranten ist. Ist diese Brisanz schon spürbar?
Eidam: Es ist spürbar, wir werden schon vermehrt drauf angesprochen. Ganz klar, im Umfeld ist dieses Derby ein großes Thema. Natürlich auch bei der Mannschaft, die direkt nach dem Sieg in Petterweil gesagt hat: Jetzt geht‘s ins Derby. Zum Vergleich: Nach unserem Sieg gegen Kleenheim hat keiner gesagt, jetzt geht‘s nach Petterweil.
Haenen: Ja schon. Seit Saisonbeginn steht das Thema im Raum und diese Woche noch mehr. Ich weiß aus eigener Erfahrung, etwa dem Derby Lemgo gegen Minden wie sich das anfühlt und was dieses Spiel für viele bedeutet. Doch am Ende gibt es für den Sieger auch nur zwei Punkte.
Wie bereiten Sie Ihre Mannschaft darauf vor?
Eidam: Ganz normal. Wie jedes andere Spiel auch werden wir uns sachlich und analytisch darauf vorbereiten. Für die Emotionalität ist allein die Mannschaft verantwortlich.
Haenen: So wie jedes Spiel. Wichtig ist das Videostudium, da kann man viel sehen.
Was?
Lieblingsbewegungen der Spieler, Wurfprofile und Struktur der Angriffshandlungen, worauf ich meine Spieler natürlich einstellen werde.
Gensungen/Felsberg geht mit weißer Weste ins Derby. Ein Vorteil?
Eidam: Ja. Besonders nach einigen Niederlagen in der Vorbereitung. Plus in der Vorserie. Die Mannschaft hat nach dem schmerzhaften Abstieg aus der 3. Liga wieder gelernt zu siegen.
Was sind die 12:0-Punkte wert? Was sagen die über das Potenzial der Mannschaft aus?
Eidam: Spätestens der klare Sieg beim TV Petterweil, vor dem ich aufgrund der äußerst defensiven 6:0-Abwehr großen Respekt hatte, hat mir gezeigt, dass ich den Stärken der Mannschaft voll vertrauen kann. Trotzdem. Bisher haben wir hauptsächlich gegen Mannschaften gespielt, die bis auf Offenbach-Bürgel eher um den Klassenerhalt spielen. Die MT Melsungen II hat da eine ganz andere Klasse. Ist der stärkste Gegner, den wir bisher hatten.
Arjan Haenen, der Spielplan meinte es am Anfang nicht ganz so gut mit Ihnen und Ihrer Mannschaft. Am ersten Spieltag spielfrei musste sie gleich zum Drittliga-Absteiger Bieberau-Modau reisen und verlor prompt mit 26:31. Dem folgten drei klare Siege. Ist die Mannschaft damit schon auf dem Leistungsstand, auf den Sie sie haben wollen?
Haenen: Ich sehe da noch Luft nach oben. Wir machen jede Woche einen Schritt nach vorn, haben aber noch viele kleine Baustellen.
Welche?
U. a. In der Abwehr. Wir müssen noch an der Abstimmung mit unseren Torhütern arbeiten.
Wo könnte die Entscheidung fallen zwischen zwei Mannschaften, die voll auf Tempohandball setzen?
Eidam: Entscheidend wird die Effektivität sein. Und das Rückzugsverhalten, um die erste und zweite Welle des Gegners zumindest zu stören.
Haenen: Wer mehr einfache Tore macht und weniger Fehler im Umschaltspiel, ist im Vorteil.
Wer steigt zum Derby-Held auf?
Eidam: Natürlich sind alle Spieler hoch motiviert und träumen davon, das Derby zu entscheiden. Bei einem Spiel auf Augenhöhe spielt häufig der Torwart eine besondere Rolle, denn zwei oder drei mehr abgewehrte Bälle können Spiel entscheidend sein.
Haenen: Bei dem zu erwartenden engen Spiel sind dazu natürlich die Torhüter prädestiniert, besonders dann, wenn ihre Vorderleute gu arbeiten.
Besondere Spiele wie diese bedürfen bisweilen besonderer Maßnahmen. Arjan Haenen, ist es vorstellbar, dass Sie in Gensungen auf einen der Ex-Nationalspieler Carsten Lichtlein oder Michael Allendorf, beide im Besitz eines Spielerpasses für die Oberliga, zurück greifen?
Haenen: Alles ist möglich. Wer am besten trainiert, spielt.
Also trainieren beide mit?
Nur Lichtlein, Allendorf ist angeschlagen.
Gibt es einen Favoriten?
Eidam: Ja, nach den bisherigen Ergebnissen haben wir wohl die Favoritenrolle.
Haenen: Die Gensunger. Sie sind Spitzenreiter, haben 12:0-Punkte und den Heimvorteil.
Quelle: HNA