Wenn der Tabellenvierte auf den Vorletzten trifft, sind die Rollen klar verteilt. Eigentlich. „Natürlich kommen wir um die Favoritenrolle nicht herum“, sagt Arnd Kauffeld, Trainer des heimischen Handball-Oberligisten Gensungen/Felsberg vor dem Gastspiel des TV Büttelborn (Sa. 19.30 Uhr).
Kauffeld betont aber auch: „Wir nehmen diese Partie megaernst.“ Denn der ESG-Coach weiß um die aktuellen Baustellen der Edertaler: Die haben in diesem Jahr noch nicht gewonnen und ihre vielversprechende Ausgangsposition im Titelkampf nach zwei Niederlagen eingebüßt. Einige Spieler ringen nach der Weihnachtspause noch um ihre Form. Und mit Christoph Koch sowie Maik Gerhold fallen beide etatmäßige Kreisläufer sowie der komplette Mittelblock aus. Was beim 29:32 in Offenbach natürlich nicht über 60 Minuten kompensiert werden konnte.
In der Abwehr dank einer 5:1-Formation mit Indianer Heinrich Wachs noch eher als im Angriff, wo Linksaußen Jan Pollmer am Kreis völliges Neuland betrat. Sich aber nicht beschwerte. „So kann ich wenigstens Spielpraxis sammeln“, sagt der 31-Jährige, der in der Hinrunde meist auf der Bank saß. Und sich durchaus mit den Anforderungen auf seiner neuen Position identifiziert: „Da muss man für die Mannschaft arbeiten und Sperren stellen.“ Also rackerte er. Und hofft nun auf „mehr Anspiele“, um selbst als Torschütze in Erscheinung zu treten oder den ein oder anderen Siebenmeter heraus zu holen.
Zu den eigenen Problemen gesellt sich das Überraschungspotenzial des Gastes. Der hat immerhin gegen Wettenberg in zwei Spielen drei Punkte geholt sowie Eintracht Wiesbaden geschlagen. Der aktuellen Drittletzte, gegen den die Gensunger zwei Mal kein Land sahen. Allerdings: Die letzte 22:23-Heimniederlage gegen den Abstiegskonkurrenten HSG Pohlheim war ein echter Dämpfer. „Davon müssen wir uns erst mal erholen“, gesteht Trainer Thomas Gölzenleuchter.
Ein „Knackspiel“, in dem der Aufsteiger nicht zuletzt wegen Schambers verletzungsbedingten Ausscheiden nach 40 Minuten auf die Verliererstraße geriet. In Gensungen soll der Halbrechte aber wieder dabei sein. Und im Rückraum Maximilian Kehrenbach, mit 80 Feldtoren bester TV-Torschütze, entlasten. Der Neuzugang aus Pfungstadt, der durchaus passabel einschlug, nun aber, so sein Coach, „etwas von seiner Unbekümmertheit eingebüßt hat“.
Überhaupt fehlt es der jungen Mannschaft an Abgeklärtheit. Und an der Fähigkeit, im Laufe eines Spiels den Schalter eigenmächtig umzulegen. Andererseits: „Wenn wir von Anfang an die nötige Präsenz zeigen, haben wir gegen jeden Gegner eine Chance“, weiß der 42-jährige A-Lizenz-Inhaber. Genau auf diesen Fall bereitet sein Gensunger Kollege den vermeintlichen Favoriten vor.