Gensungen/Felsberg – Die Handball-Fans im Edertal jubeln: Die Handballer der ESG Gensungen/Felsberg mit ihrem Trainer Arnd Kauffeld sind als Hessenmeister der Oberliga vorzeitig in die 3. Liga aufgestiegen. Das hat der Deutsche Handball-Bund (DHB) entschieden – die HNA berichtete bereits.
Normalerweise hätte die ESG noch sieben Spiele austragen müssen, doch die Serie wurde vom DHB vorzeitig beendet. Als Zeichen der Freude wehten vom Turm der Felsburg vorübergehend grün-weiße und gelb-schwarze Fahnen – die Farben der beiden Stammvereine.
Handball mit Herz – das ist seit Jahrzehnten das Motto im Edertal und auch das Leitwort für den Fanclub „Hölle Nord“. So wird die Kreissporthalle schon seit den 1970er-Jahren genannt. Thomas Teiß, Vorsitzender des Fanclubs, ist glücklich: „Das gesamte Umfeld hat lange auf den Aufstieg hingearbeitet. Wir freuen uns sehr, zurück in der 3. Liga zu sein.“
„Der TSV Jahn Gensungen, die Handballer im Edertal und ich persönlich freuen uns über den Aufstieg“, sagt Jochen Keim, seit 1995 Jahn-Vorsitzender. Die Art des Aufstiegs sei nicht die, die sich alle gewünscht hätten. Er hoffe, dass die nächste Spielrunde pünktlich beginne und man die Saison in der 3. Liga mit den Fans erfolgreich gestalten könne.
„Endlich spielen wir wieder in der höchsten Amateur-Klasse“, sagt Stefan Schmid, Vorsitzender der Felsberger Eintracht. Nach dem bitteren Abstieg sei es durch den konsequenten Neuaufbau mit jungen Spielern aus der Region gelungen, eine leistungsstarke und erfolgshungrige Mannschaft zu formen. Schmid: „Nicht nur der Erfolg der ersten, sondern auch unserer zweiten Mannschaft in der Bezirksoberliga und Jugend bestärkt uns, die Arbeit mit jungen Talenten fortzuführen. Sich in der 3. Liga zu etablieren, wäre ein Riesen Erfolg.“
„Unsere tollen Fans und die Mannschaft haben den Aufstieg verdient und wir sind alle glücklich, wieder die 3. Liga erleben dürfen.“ Das sagt Sandra Lohne, die namens des Fanclubs vor jedem Heimspiel vor dem Anpfiff den Auflauf der Kinder auf dem Spielfeld organisiert.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn wir die 3. Liga halten. Das wird sicher möglich sein.“ Das sagt die Handball-Legende Franz Wagner (72). Er hat vom 8. bis 48. Lebensjahr in Felsberg, Baunatal und Gensungen Handball gespielt und gehörte auch dem Gensunger Bundesliga-Team von 1978 an.
„Die Saison hat tragisch aufgehört“, meint Jutta Trömner angesichts der Corona-Ereignisse. Ihr Wunsch: „Wir hoffen, dass wir die neue Saison alle gesund und munter erleben.“ Seit 40 Jahren, erzählt sie, kommen sie und ihr Mann Roland zu den Heimspielen, „und auch bei allen Auswärtsspielen sind wir dabei – dann haben wir immer sieben Trommeln im Auto“. Der Aufstieg sei das Ergebnis einer hervorragenden Basisarbeit der HSG von Jung bis Alt, betont Michael Rauer vom Fanclub „Hölle Nord“. „Ich bin mit Leib und Seele dabei, die Begeisterung ist hier groß, weil Mannschaft und Fans eine verschworene Einheit geworden sind“, sagt Anne Brors. Ihr Wunsch: „Diese Einheit sollten wir weiter ausbauen, und unsere Euphorie sollte viele weitere Fans lautstark anstecken.“ Sie sei früher Fan von Germania Fritzlar gewesen, so Anne Brors, durch Hans Dippel sei sie 2007 nach Gensungen/Felsberg gekommen. Hans Dippel mit Blick auf das verlorene Spiel 2013 in Bayern und den Abstieg damals: „In Auerbach sind viele Tränen geflossen, jetzt scheint über dem Edertal wieder die Sonne.“
Angesichts der abgebrochenen Saison fühle sich der Aufstieg eigenartig an, heißt es bei der ESG: „In Zeiten von Corona ist an Handball nicht zu denken.“ Auch eine Meisterschaftsfeier wird es nicht geben. Der sportliche Leiter der ESG, Michael Stahl, sagt, dass jeder, der es mit dem Edertaler Handball hält, nun das wohlverdiente Aufstiegsbier in den eigenen vier Wänden genießen müsse. Stahl: „Wir freuen uns auf eine spannende Drittliga-Saison mit den Fans, auf packende Duelle, lange und aufregende Auswärtsfahrten und rauschende Handballfeste und lange Nächte in der altehrwürdigen Kreissporthalle, die Mannschaft und Fans zur uneinnehmbaren Hölle Nord machen werden.“
Jahn verschiebt Jubiläumsfest
Die Coronakrise kippt neben Olympia auch schon länger geplante, größere Sportereignisse in der Region: Der Turn- und Sportverein Jahn 1895 Gensungen wird sein 125-jähriges Bestehen erst 2021 feiern.
Das hat der 1. Vorsitzende, Jochen Keim, gegenüber der HNA mitgeteilt. Gefeiert werden sollte nach der bisherigen Planung am Wochenende 27./28. Juni in der Sporthalle und auf dem Heiligenberg-Sportfeld.
Das Jubiläumsfest solle nunmehr im Mai oder Juni nächsten Jahres stattfinden, sagte Keim auf Nachfrage. Alle fünf Sparten des Vereins wollen sich dann vorstellen und das 125-jährige Bestehen gemeinsam feiern.
Mit rund 600 Mitgliedern ist Jahn Gensungen einer der größten Vereine im Melsunger Land. In den besten Zeiten waren es einmal rund 1000 Mitglieder.
Bundesweit bekannt wurde der Verein Jahn Gensungen durch den Handball. In Gensungen wurde die Handballsparte 1925 gegründet, beim Turn- und Sportverein Eintracht 1863 Felsberg bereits 1922. 1989 gründeten die früheren Erz-Rivalen die Handball-Spielgemeinschaft Gensungen/Felsberg.
Die Handball-Spielgemeinschaft spielte ab 1997 elf Jahre in der Zweiten Bundesliga, davon sieben Jahre zusammen mit der MT Melsungen. Viermal wurde die Gemeinschaft Gensungen/Felsberg inoffiziell Nordhessen-Meister. Aktuell ist die erste Mannschaft der Spielgemeinschaft Meister der Oberliga Hessen.
Der Handballverband erklärte die Serie angesichts der Coronakrise als vorzeitig beendet – die HNA berichtete.
Bereits 1976 und 1977 war Jahn Gensungen Vizemeister der Handball-Regionalliga Südwest geworden. 1976 war der spätere Handballtrainer Dr. Günter Böttcher der erste Olympiateilnehmer des Vereins.
1978 stieg Gensungen in die 1. Bundesliga auf, nachdem man in der Aufstiegsrunde die Reinickendorfer Füchse besiegt hatte. Die Gensunger stiegen allerdings 1979 wieder ab. Die Damenmannschaft war 1983 in die Regionalliga Südwest – damals die zweithöchste deutsche Spielklasse – aufgestiegen.
von Manfred Schaake