Gensungen – Statistiken lügen nicht, auch wenn sie nicht immer die volle Wahrheit sagen. 15 Paraden in 60 Minuten etwa sind ein echtes Pfund für eine Handballmannschaft, zumal wenn daraus 12 Tempogegenstoßtore resultieren. Da sind selbst vier verworfene Siebenmeter zu verschmerzen, ist der Grundstein für einen klaren Sieg gelegt. Der der ESG Gensungen/Felsberg genau auf diese Weise beim 29:23 (15:9) im Spitzenspiel der Handball-Oberliga über die HSG Bieberau-Modau gelang.
„Über die Abwehr“, wie der überragende Marc Lauterbach das Erfolgsrezept zusammenfasste. Was durchaus ein (Lern-) Prozess war. Auch beim Edertaler Schlussmann. „Er ist immer stärker geworden“, lobte Trainer Eidam seine Nummer eins im Tor. Gleichzeitig gelang es dessen Vorderleuten, sich zunehmend besser auf die langen Angriffe der Gäste einzustellen. Die fast immer den Abschluss über die Nahwurfzone suchten, der bis zum 4:4 (6.) hauptsächlich Kreisläufer Becker und Linkshänder Büttner auch gelang.
Das Problem: „Wir waren zu ungeduldig“, sagte Rückraumspieler Jannis Kothe, „statt am Kreis die Räume zu schließen, sind wir oft zu früh herausgetreten.“ Frank Eidam erkannte das. Brachte Vince Schmidt, der den gefährlichen Robin Büttner an die Kette legte. Ließ auch mal offensiver decken, um Isanchuks Anspiele an den Kreis zu unterbinden.
Die Taktik ging auf. Begleitet von den exzellenten Reaktionen des ESG-Torwarts. Die Ballgewinne mündeten in eine unwiderstehliche erste und zweite Edertaler Welle sowie in eine 15:9-Pausenführung, die dem Drittliga-Absteiger noch schmeichelte.
Ein Vorsprung, der offenbar leichter herauszuspielen als zu verwalten war. Auch wenn Linksaußen Lippold Lauterbachs Monsterparade gegen den am Kreis freigespielten Thomas Becker mit seinem Treffer zum 17:11 (36.) beantwortete.
Danach jedoch warfen Wachs, Gruber und Co. den eingewechselten HSG-Torwart Wittkowski warm, wurden zudem bei ihren Ballpassagen durch den vorgezogenen Robin Hübscher irritiert. „Da hätten wir das Kreisspiel forcieren oder auch mal improvisieren müssen“, zeigte der ESG-Coach die Alternativen auf, die seinen Schützlingen jedoch sichtlich schwer fielen.
Stattdessen reparierte seine Defensive den sich androhenden Schaden. Ließ nach Büttners Treffer zum 20:17 (45.) sechs Minuten lang keinen Gegentreffer mehr zu, um selbst mit einem 5:0-Lauf wieder für klare und vorentscheidende Verhältnisse zu sorgen. Sehr zur Freude von Frank Eidam: „Wir haben sehr gut verdichtet und im Verbund gearbeitet.“
Trotzdem. So ganz zufrieden war Gensungens Trainer nicht. „Wir hätten höher gewinnen können“, monierte er die phasenweise etwas schlampige Chancenverwertung. Teufelskerl Lauterbach sah einerseits die „Mini-Krise“ nach dem verlorenen Derby „überwunden“, andererseits aber auch noch „viel Luft nach oben“. Eine realistische Einschätzung, statistisch belegt. Die letzten fünf Minuten gingen nämlich mit 4:2 an die Gäste.
ESG: Lauterbach (15 Parden/21 Gegentore), Voß (bei drei 7m, 1/2); Iffert 1, Gümpel, Sonnenschein 1/1, Wachs 6/1, Schmidt 3, Jedinak, Otto 5, Gruber 3, Feuring 1, Lippold 7, Kothe 2, Friedrich.
HSG: Ivankovic (1/12), Wirkowiski (ab 21., 9/17); Becker 3, Knieps 3, Szanto, Büttner 7/2, Kunzendorf 1, Grusovnik, Nehrdich 2, Isanchuk 2, Ripper, Hübscher 5/2.
SR: Reuther/Tobiasch.
Siebenmeter: 6/2: 4/9.
Z: 400.
Quelle: HNA