Herbstmeister trumpft mit Fleiß und Perlen der Region auf
Gensungen – Am Wochenende startet die Rückrunde in der Handball-Oberliga. Während der TSV Vellmar Schlusslicht ist und die MT Melsungen II im Mittelfeld dümpelt, gehen die Männer der ESG Gensungen/Felsberg die Restserie als Herbstmeister an. Fünf Gründe, warum es bei den Edertalern so gut läuft – und ein Derby gegen Baunatal nächste Saison möglich ist.
Unberechenbarkeit
Mit Heinrich Wachs stellte die ESG in der Saison 2018/19 (192/54 Treffer) den Torschützenkönig. Jetzt setzen die Gegner bis zu zwei Mann auf den 23-Jährigen an. Wachs glänzt nun mehr als Vorlagengeber – und seine Mitspieler kollektiv beim Abschluss. Intern führt Rechtsaußen Jan Hendrik Otto (84/32) dank seiner feinen Handgelenkwürfe die Torschützenliste an. Franco Rossel (48), Vince Schmidt (39) stehen neben Wachs (47) im unberechenbaren Rückraum. Auch Benny Hütt (43/Linksaußen) und Christoph Koch (35) am Kreis treffen konstant.
Fleiß
Seit eineinhalb Jahren wachsen in Gensungen und Felsberg die Muskeln parallel zum Selbstvertrauen. Das liegt am neuen Kraftraum, dem „Schwitzkasten RoKo“. Benannt nach Rossel und Koch, den Vorzeige-Kraftpaketen, die diesen in Felsberg mit Freihanteln bestückten. Fleißig schiebt nun die Truppe freiwillig Zusatzschichten.
Näschen
Nur Benedikt Hütt (32), Torwart Marc Lauterbach und Kapitän Koch (29) sind älter als 25 Jahre. Fast alle Neuzugänge seit 2015 kamen aus der Bezirksoberliga und Landesliga, da hat das ESG-Management ein gutes Näschen bewiesen. Schmidt kam aus Korbach, Wachs aus Twistetal, Rossel aus Wesertal, Otto aus Ost-/Mosheim – allesamt Perlen der Region, die im Edertal ein höheres Niveau erreichten und sich allzu gern in der 3. Liga beweisen würden. Das könnten sie eingespielt angehen. Elf der 13 eingesetzten Spieler haben nämlich bereits neue Verträge in der Tasche. Nur die Zukunft von Torwart-Talent Lukas Voß und Gegenstoß-Spezialist Maik Gerhold ist offen.
Trainer
Seit sechs Jahren ist Arnd Kauffeld zurück bei „seiner“ ESG, als ehemaliger Zweitliga-Spieler Gensungens und Drittliga-Trainer bei Eintracht Baunatal besonders ehrgeizig und anspruchsvoll. Teilweise war das ein Problem. „Ich habe mitunter überzogen. Das war zu heftig. Und wenn sich die Mannschaft entwickelt, muss das ein Trainer auch tun“, erklärt Kauffeld. Also hat sich der erfolgreiche Coach neu erfunden, erspart sich (und seinem Team) wilde Gesten von der Bank. Ruhige Töne reichen für anständige Kerle aus. Denn ein Großteil des Kaders arbeitet in sozialen Berufen. Etwa als Erzieher im Kindergarten wie Vince Schmidt.
Demut
Seit dem Abstieg 2013 aus der 3. Liga hatten die Edertaler nicht mehr eine derart gute Perspektive. Auswärts gewann die ESG, die am Samstag gegen den Tabellensechsten SG Bruchköbel (19.30 Uhr) startet und eine Woche später beim ärgsten Verfolger TSG Offenbach-Bürgel gastiert, gar alle sieben Spiele. Lautstark unterstützt von vielen Fans. Doch obwohl die Meisterschaft das erklärte Ziel ist, mahnt Kauffeld zur Demut. „Wir haben noch nichts erreicht. Die Konkurrenz ist stark und bestraft jeden Fehler.“ So feierte der Tabellendritte Dotzheim bis zur 46:26-Demontage der MT II sechs Siege in Serie, ehe es drei Niederlagen in Folge setzte – auch gegen Gensungen. Kaum besser erging es dem Viertplatzierten Pohlheim, der in Gensungen 33:26 triumphierte, dann zweimal verlor und zwei Punkte mangels Schiedsrichtern abgezogen bekommt.