Mühsam und unter schwierigen Bedingungen ist Aufsteiger ESG Gensungen/Felsberg in die mittlerweile unterbrochene Saison der 3. Liga Nord-West gestartet.
Gensungen – Da kehrt das gallische Handballdorf nach sieben (langen) Jahren in die 3. Liga zurück, fiebert Mannschaft und Umfeld der ESG Gensungen/Felsberg den Duellen mit Nachbar Baunatal, Hagen und Co. entgegen – und dann das: Die ersehnte Heimpremiere fällt wegen eines Corona-Verdachtsfalls aus, das Derby findet vor leeren Rängen statt, die sportliche Bilanz der ersten vier Spiele ist durchwachsen. „Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt“, gesteht Christoph Koch. Der Kreisläufer, der 2015 mit der selbst auferlegten Mission des Wiederaufstiegs ins Edertal gewechselt war. Der fühlt sich wie seine Mannschaftskameraden angesichts des von der Pandemie verursachten „Ausnahmezustandes“ um die Aufstiegseuphorie gebracht, vermisst die Fans, die beliebte dritte Halbzeit in der Gensunger Kreissporthalle. „Derzeit ist der Heimspieltag kein Feiertag“, fasst Trainer Kauffeld die Lage zusammen.
Eher ein Arbeitstag, der ständig auf der Kippe steht. „Wir werden auch im Training fast ständig vor neue Situationen gestellt“, beschreibt der ESG-Coach eine „emotionale Achterbahnfahrt“, die sich ständig wiederholt, keinen Rhythmus zulässt und „die Trainingswoche zerpflückt“.
Trotzdem ist Arnd Kauffeld froh, dass er seine Jungs derzeit viermal pro Woche zum Training in die Kreissporthalle bitten kann. Das gibt allen in schwierigen Zeiten Halt und der Mannschaft die Gelegenheit, an den offenbarten Baustellen zu arbeiten. Denn, so Kapitän Koch, „die 2:6-Punkte sind definitiv zwei Punkte zu wenig.“
Am meisten schmerzt die letzte 22:26-Niederlage in Habenhausen, als die ESG einen 20:17-Vorsprung eine Viertelstunde vor Schluss noch aus der Hand gab: „Da haben wir uns in der Schlussphase äußerst unklug angestellt.“ Speziell im Angriff, der in dieser Saison noch nicht so recht auf Touren gekommen ist. „Es fehlt uns noch das Selbstverständnis mit Ball und Harz“, hat der Edertaler Trainer Anpassungsprobleme mit dem ungewohnten Haftmittel ausgemacht.
Darunter leidet das Gefühl für Distanzschüsse (Kauffeld: „Daher wollen wir den Ball häufig ins Tor tragen“) oder auch die Pass-Sicherheit und Passgeschwindigkeit im gebundenen Spiel. Außerdem: Arnd Kauffeld setzt auf (drei) verschiedene Spielmacher (Heinrich Wachs, Jona Gruber und Vince Schmidt), die aber in kritischen Situationen häufig die nötige Ruhe und Übersicht vermissen lassen, um die Abläufe wie geplant zu steuern. Die Ausfälle von Benedikt Hütt und Janis Kothe schränkten zudem die personellen Alternativen auf Linksaußen und im rechten Rückraum arg ein.
Luft nach oben gibt‘s auch im Umschaltspiel der Gensunger. Christoph Koch wünscht sich mehr „leichte Tore“ aus der ersten und zweiten Welle, „damit wir uns im Positionsangriff nicht so sehr aufreiben müssen“. Zumal die eigene Abwehr inklusive zufriedenstellender Torwartleistungen bisher durchaus Drittligareife erkennen ließ. Das zählt zu den guten Nachrichten. Ebenso die Erkenntnis, „dass wir in keinem Spiel chancenlos waren“ (Kauffeld).
Die Konsequenz: „Cool bleiben und konzentriert an den Baustellen arbeiten.“ Zeit dazu hat der Aufsteiger mittlerweile reichlich, denn die Saison wurde vom Deutschen Handball-Bund zunächst einmal bis Jahresende unterbrochen (wir berichteten). Die einzige Art von Planungssicherheit, die sich indes niemand gewünscht hat.
von Ralf Ohm (HNA)