Felsberg – „Eigentlich war das Spiel schon weg“, sagte Hannes Iffert. Der Kreisläufer der ESG Gensungen/Felsberg, der für den heimischen Regionalligisten 20 Sekunden vor Schluss zum 28:27 traf – aus dem Rückraum nahezu mit dem Rücken zum Tor stehend. Es war der kuriose und umjubelte Siegtreffer gegen die TSG Offenbach-Bürgel, die Minuten zuvor noch klar auf der Siegerstraße schien. „Wir hatten alle Trümpfe in der Hand“, bestätigte TSG-Rückraumrecke Timo Kaiser.
Die Trümpfe waren, so ESG-Trainer Welch, „Nackenschläge, die uns richtig weh taten.“ Erst der verletzungsbedingte Ausfall von Vince Schmidt (Oberarmverletzung) noch vor der Pause, dann der von Rückraumkollege Jannis Kothe (34. Schulterverletzung). Dazu die Rote Karte für Abwehrspezialist Jan Magnus Berninger (45.) und zwei Gensunger Torhüter, die nie so richtig ins Spiel fanden.
Eine echte Herausforderung also für den Edertaler Coach, „zumal wir ja so viele Optionen nicht mehr hatten“ (Welch). Er wählte eine durchaus merkwürdig anmutende, schickte den glänzend aufgelegten Linksaußen Sonnenschein in den Rückraum, damit der in permanenten 1:1-Situationen Räume schaffen und die TSG-Deckung mürbe attackieren sollte.
Das gelang, weil sich seine Nebenleute bei den langen, hartnäckigen Angriffen kaum technische Fehler leisteten. Und weil einer explodierte, weil er wusste, „dass ich nun Verantwortung übernehmen musste“. Spielmacher Jona Gruber, der mit seinen drei Toren in der letzten Viertelstunde zur Lebensversicherung der ausgedünnten Gensunger Offensive wurde.
Und so die Vorentscheidung nach einem 22:24-Rückstand (47.) verhinderte. Für Offenbachs Trainer Marko Sokicic das spielentscheidende Versäumnis. Zumal sein bis dahin weitgehend rund laufender Offensivmotor gegen eine ebenfalls völlig neuformierte, aufopferungsvoll kämpfende ESG-Defensive immer mehr stockte. Getragen vom unbedingten Willen, die Partie zu gewinnen, den wohl am eindrucksvollsten „Allrounder“ Teja Sonnenschein personifizierte.
„Wir haben uns gegenseitig gepuscht“, beschrieb er das Erfolgsrezept der Gensunger Verbliebenen, um Kaiser, Erk und Co. zu stoppen. Sein eigenes, wenn das 20-jährige Eigengewächs den verdutzten Offenbachern mal wieder einen Ball klaute: „Mit Vollgas raus aus der Deckung.“ Diese Geschwindigkeit nahm er dann zweimal mit, um auch noch den folgenden Tempogegenstoß erfolgreich abzuschließen.
Da passt es ins Bild, dass der in der 57. Minute zurückgewechselte Lukas Voß doch noch eine Hand an den Ball bekam: drei Sekunden vor Schluss gegen Timo Kaiser. Seine erst dritte, aber siegbringende Parade. Quasi die Vollendung von Ifferts Treffer der äußerst seltenen Art. Sein zweites aus dieser für ihn ungewohnten Position, „aber viel schöner und wichtiger als das erste.“
ESG: Ullrich (1.-30., 42.-57., 5 Paraden/19), Voß (3/9); Iffert 4, Sonnenschein 4, Pickenhahn, Bitter 4, Wachs 2, Schmidt 6/1, Gruber 3, Lippold 2, Kothe 3, Berninger.
TSG: Ph. Gutknecht (1.-30., ab 54., 10/17), M. Kaiser (5/11); Hemmer 3, Eck 6, L. Kaiser, L. Gutknecht 1, Ahouansou, Pjanic, Prüfert 1, Lenort, Cohen 3, Schlereth 2, T. Kaiser 6, Kreckovic 5.
SR: Reuther/Tobiasch.
Siebenmeter: 3/2:2/0.
Zeitstrafen: 8:4-Min. – Z.: 300.
Quelle: HNA Homepage