
Gensungen – Keine Frage, das erste Mal hat seinen besonderen Reiz. Auch bei Derbys, die eigentlich stark von der Tradition leben. Die hat`s beim Nachbarduell der Handball-Regionalliga zwischen der ESG Gensungen/Felsberg und der MSG Körle/Guxhagen nicht gebraucht, um die heimischen Fans zu mobilisieren.
„Wir sind alle glücklich“, strahlte Tobias Rummeleit angesichts des Rekordbesuchs in der Gensunger Kreissporthalle – ausverkauft mit 860 Zuschauern – und einem überzeugenden 43:27-Erfolg seiner Mannschaft. Der bisher höchste Saisonsieg überhaupt, der laut dem Technischen Direktor der ESG „hauptsächlich auf das Konto unserer besten ersten Halbzeit in der laufenden Serie“ geht.
Dafür hatte sich der Gastgeber-Trainer, wie vorher mit einem Augenzwinkern angekündigt, etwas Besonderes einfallen lassen: eine 3:2:1-Deckung, nachdem die 6:0-Formation im letzten Saisonspiel beim 28:21 in Breckenheim noch so tadellos funktioniert hatte. Kein Experiment, sondern laut Fynn Welch „eine weitere Option“ auf dem Weg zur angestrebten Meisterschaft.
Die sich als effektives Überraschungsmoment entpuppte. Ratlos, fast konsterniert, liefen die Gäste in die Falle, leisteten sich einen Ballverlust nach dem anderen und wurde gnadenlos ausgekontert. Allein 13 Tore zum 21:8-Halbzeitvorsprung gingen auf das Konto der ersten und zweiten Edertaler Welle, die auch der eingewechselte Eugen Gisbrecht nicht aufhalten konnte.
Der Spielmacher, der nach dem Körler Aufstieg eigentlich zurück getreten war, musste als einziger Gästespieler auch noch ein paar dezente Pfiffe von der Tribüne über sich ergehen lassen. So genau konnte sich der Felsberger Lehrer diese nicht erklären, mutmaßte aber, dass sie wohl mit seiner Melsunger Vergangenheit (sechs Jahre) zu tun hatten. Und mit Derbys, die weniger harmonisch über die Bühne gingen. Und auch umkämpfter waren.
Dieses stellte noch nicht einmal die Freundschaft zwischen Jannis Kothe und Niklas Griesel auf die Probe, auch wenn der Körler Rechtsaußen „mit einem komischen Gefühl“ aufgelaufen war. Für den Gensunger Linkshänder war`s nach dem Shake-Hand vor dem Anpfiff ein „völlig normales Spiel“ ohne direkten Zweikampf der beiden. Und mit einem Ergebnis, „mit dem wir beide leben können“.
Auch der Verlierer, weil die sich früh andeutende Packung dann doch nicht so packend ausfiel. Ein Verdienst des nach 22 Minuten eingewechselten Julian Ley, der besonders nach dem Wechsel die bis dahin so kompakte ESG-Deckung im Zusammenspiel mit Julian Kreile einige Mal knackte. Der Höhepunkt: ein von Ley aufgelegter und von Kreile zum 31:18 (45.) verwandelter Kempatrick. Beide bilden zusammen in der A-Jugend der mJSG Melsungen/Körle/Guxhagen die linke Angriffsseite. „Ich habe die Derbystimmung genossen“, sagte der Linksaußen über seinen „Flow“, der seiner Mannschaft sogar einen 3:0-Lauf zum zwischenzeitlichen 32:21 nach 48 Minuten bescherte.
Dann jedoch gaben Edin Fitozovic und Max Bieber im ESG-Rückraum nochmal so richtig Gas, schraubten das Ergebnis auf die dem Kräfteverhältnis entsprechende Höhe. Ein Duo, das sich gut verstand, sich in der Spielsteuerung und dem Torabschluss effektvoll abwechselte. „Fito geht gut in die Lücken und schafft Räume für seine Nebenleute“, lobt der Routinier (Bieber) den Youngster (Fitozovic), der von den vier Spielmacherkandidaten des Spitzenreiters die meisten Spielanteile hatte.
Weil er sie sich verdiente. „Ich konnte frei aufspielen“, erklärte der 19-Jährige seinen formidablen Auftritt, nachdem er im letzten Spiel in der entscheidenden Phase zum reinen Regisseur verdammt war. Aber auch diese Aufgabe erfolgreich löste, was seinen Reifeprozess auf dieser komplexen Position unterstreicht. Der noch nicht abgeschlossen ist. „Er kann das Spiel noch mehr an sich reißen“, sagt sein Trainer.
Trotzdem. Der überzeugende Derbysieg war für den ehemaligen Melsunger ein teurer. Drei Kisten Bier waren fällig, zum ersten Mal in seiner Gensunger Karriere. Hatte sich das Talent allerdings selbst eingebrockt: Mit seinen Treffern zum 30:16 (43.) und 40:25 (56.).RALF OHM
Quelle: HNA Homepage