Gensungen/Melsungen – Lässt sich die Brisanz eines solchen Derbys noch steigern? Kaum. In diesem Falle schon. Im Fall des Nachbarduells zwischen der ESG Gensungen/Felsberg und der MT Melsungen II (Sa. 19.30 Uhr, Kreissporthalle Gensungen) nämlich, obwohl das das Umfeld im Eder- und Fuldatal aufgrund einer historisch gewachsenen Rivalität eigentlich immer elektrisiert. „Diesmal ist‘s auch noch ein Spitzenspiel“, weiß Jona Gruber, Gensunger Spielmacher mit Melsunger Vergangenheit. Aufgrund der vorausgegangenen Patzer der Aufstiegskonkurrenz eins mit durchaus wegweisendem Charakter, auch wenn die Saison noch jung ist.
Das letzte Duell
War ein Abnutzungskampf. Und trotz der klaren 19:27-Niederlage der Melsunger beim späteren Drittliga-Aufsteiger Gensungen/Felsberg über 40 Minuten ein Duell auf Augenhöhe, an das Martin Reinbold besonders schlechte Erinnerungen hat: Der Kreisläufer, der alle sieben Derbys mitgemacht hat, schied in der ersten Hälfte mit einem Bänderriss im Fußgelenk aus. Nach dem Wechsel traf‘s seinen Teamkameraden Max Pregler (Hüftverletzung). „Das hat uns schon sehr geschwächt“, erinnert sich der Routinier. Und freut sich trotzdem auf die Neuauflage des Klassikers.
Die Generalprobe
Die Zweifel waren unbegründet. Die Furcht etwa, dass der TV Petterweil, bis zum letzten Spieltag die Überraschungsmannschaft der Oberliga, nach Drittliga-Absteiger Bieberau-Modau auch Spitzenreiter Gensungen/Felsberg entzaubern könnte. Weit gefehlt. Die ESG nahm den TVK-Hexenkessel im Sturm mit 33:20. Der sechste Sieg im sechsten Spiel, so dass die Edertaler mit weißer Weste ins Derby gehen.
Beim Rivalen (35:31 gegen Kleenheim-Langgöns) war bis zum 28:19 (46.) alles im Lot, ehe der Spielfaden komplett riss. „Uns fehlt noch die Konstanz“, weiß MT-Kapitän Reinbold. Aber auch: „Das darf uns gegen die Gensunger auf keinem Fall passieren.“ Denn die sind richtig gut drauf. Oder wie Regisseur Gruber sagt: „Wir sind kaum zu schlagen, wenn wir so richtig in Fahrt kommen.“
Die Kader
Genau das will die MT II möglichst verhindern. Dafür hat Trainer Haenen, der auf seine Bestbesetzung (also auch wieder auf den frischgebackenen U18-Nationalspieler Florian Potzkai) zurückgreifen kann, ein illustres Ass im Ärmel: Carsten Lichtlein, ehemaliger Nationalspieler und aktueller Melsunger Torwarttrainer, der in der letzten Saison noch für GWD Minden in der Bundesliga zwischen den Pfosten stand und der einen Spielerpass für die Oberliga hat. Dazu kommen die drei etatmäßigen Schlussleute Jannik Büde, Erik Ullrich und Jan-Lasse Herbst, aus denen Arjan Haenen zwei fürs Derby auswählen muss.
Sein Kollege hat sich dagegen schon festgelegt. Frank Eidam setzt auf das bisher bewährte Duo Marc Lauterbach und Lukas Voß. Carl Beck muss also (voraussichtlich) nicht gegen seine Mannschaftskameraden aus der A-Jugend antreten. Die Aussicht auf einen Einsatz Lichtleins nimmt der ESG-Coach sportlich: „Das würde das Derby noch mehr aufwerten und wäre natürlich eine zusätzliche Herausforderung für meine Spieler.“ Ob auch für Jona Gruber (Adduktoren) wird sich erst am Spieltag herausstellen.
Die Taktik
Bis jetzt waren es sowohl die ESG wie auch die MT II gewöhnt, dass sich ihre Gegner darauf konzentrierten, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Nun treffen zwei Teams aufeinander, bei denen 60 Minuten die Post abgeht. „Beide Abwehrreihen sind auf Ballklau aus und beide Teams darauf, schnell in die erste und zweite Welle zu kommen“, beschreibt ESG-Mittelmann Gruber den „gemeinsamen“ Spielstil. Allerdings: Überdrehen verboten. Es gilt, so Martin Reinbold, „die perfekte Balance“ zu finden. Weniger als perfekt reicht in diesem hochkarätigen Duell wohl auch nicht.
Quelle: HNA