Gensungen – Personalnot macht erfinderisch. Drum hat sich die ESG Gensungen/Felsberg, die auf drei Stammkräfte verzichten musste, im Spitzenspiel der Handball-Regionalliga mal eben (fast) neu erfunden. Variabel wie selten, kaum ausrechenbar und dank viel Esprit wurde so Aufstiegskonkurrent HSG Groß-Bieberau/Modau mit 35:27 (17:13) aus der Halle gefegt.
Die erste, zunächst auffälligste Neuerung: Statt Erik Ullrich stand (erstmals in der laufenden Saison) Lukas Voß im Tor. Und gleich aufgrund seiner Paraden im Mittelpunkt. Vier davon bescherten seiner Mannschaft einen 5:0-Lauf zum 5:2 (8.). Eine Führung, die auch der Tatsache geschuldet war, dass der neue Mittelblock mit Hannes Iffert und dem wiedergenesenen Franco Rossel, der seinen ESG-Einstand feierte, von Beginn an so gut funktionierte. Was den sogar den Rückkehrer nach eigener Aussage „verblüffte“. „Franco tat uns richtig gut“, bekannte ESG-Trainer Welch. Auch als Motivator, der die Deckung zusammen hielt.
Im neuformierten Rückraum, wo sich Nachwuchsmann Kindl zunächst als Kothe-Vertreter auf der rechten Seite versuchen durfte, klappte es (natürlich) nicht ganz so gut. Immerhin war Heinrich Wachs, obwohl noch mit Beschwerden in Wade und Knöchel, wieder „da“. Als druckvoller Mittelmann und als einer der Protagonisten der dynamischen zweiten Welle. „Wir hatten die Abläufe verinnerlicht und konnten deshalb freier aufspielen“, begründete er das effektive Umschaltspiel.
Hilfreich war auch die zwischenzeitliche Umstellung auf eine 5:1-Deckung mit dem quirligen „Indianer“ Maximilian Lippold, der den Gästen so manchen Ball stahl. HSG-Trainer Thomas _Weber sprach von „16 technischen Fehler, die uns zehn Tempogegenstoßtore eingebracht haben.“ Trotzdem blieb seine Mannschaft zur Pause halbwegs dran. Weil Linksaußen Hübscher verlässlich traf und die Edertaler einige Chancen ungenutzt ließen.
Ohne Folgen, denn nach dem Wiederanpfiff schienen sie den Gegner schier überrennen zu wollen. Für den Treffer zum 18:13 brauchte „Back-up“ Marian Seibert gerade mal neun Sekunden. Der nachverpflichtete Linkshänder, der unerwartet früh auf der rechten Seite Verantwortung übernehmen muss – und ihr mit seinen zwei Toren von Rechtsaußen bei zwei Versuchen voll gerecht wurde.
Nachdem Wachs und Iffert bis zur 32. Minute auf 20:13 erhöht hatten, war wohl auch der 26-Jährige bereits in Feierlaune. Zu früh, denn die Südhessen kamen noch einmal zurück und nach vier Toren in Folge auf 20:17 heran (39.). „Da waren einige schon zu locker“, hatte Co-Trainer Frank Eidam treffende beobachtet und schickte Lucas Pickenhahn für den gewohnten Entscheidungsträger Vince Schmidt aufs Feld. Mit der Maßgabe, voll drauf zu gehen, wenn sich eine Lücke bietet.“
Genau das machte der 19-Jährige, beendete mit zwei Treffern die ESG-Flaute und bestätigte damit die „neue Breite“ (Eidam) im Kader. Gleichzeitig war‘s die Ouvertüre zur Vorentscheidung, die spätestens nach Bitters Tor zum 27:19 (47.) gefallen war.
„Wir mussten improvisieren und das hat die Mannschaft sensationell umgesetzt“, freute sich Fynn Welch. Da passte es ins Bild, dass Felix Kindl in der Schlussphase doch noch erfolgreich auf Torejagd ging. Diesmal aus dem linken Rückraum.
ESG: Voß (14 Paraden/26 Gegentore), Ullrich (bei einem 7m, 0/1); Iffert 3, Sonnenschein 1, Kindl 3, Seibert 2, Pickenhahn 2, Bitter 5, Wachs 6, Schmidt 8/3, Jedinak, Lippold 5, Berninger, Rossel.
HSG: Witkowski (3/12), Gehring (2/6), M. Trautmann (11/17); Siegmund, Giannakopolous 3, Diesterweg 2, Jajic 5, Büttner 5/3, Günther, Lubar 1, Hübscher 5, König 2, L. Trautmann 1, Becker 3.
SR: Hoffelner/Sussmann.
Siebenmeter: 3/3:3/3.
Zeitstrafen: 14:8-Min.
Zuschauer: 500.
Quelle: HNA Homepage