Die Derbyrevanche macht‘s möglich: Vorteil Gensungen! Im Zweikampf um den Titel in der Handball-Oberliga und den Aufstieg in die 3. Liga hat die ESG Gensungen/Felsberg dank eines 28:27 (14:14)-Erfolges bei der MT Melsungen II nun die besseren Karten – und alles in eigener Hand.
Melsungen – Keine Frage. Es knisterte in der proppenvollen Melsunger Stadtsporthalle. 1000 Zuschauer. Derbystimmung. Und mehr. Schließlich ging‘s nicht „nur“ ums Prestige. Zwei Fangruppen, die schon vor dem Anpfiff akustisch den Kampf aufnahmen. Passend, dass ihre Helden, derart animiert, sich das Abtasten sparten, gleich voll zur Sache gingen.
Mit gehörigem Respekt voreinander, um ja nicht in die Tempogegenstöße des Gegners zu laufen. Und im Positionsangriff hatte die MT II zunächst die besseren Lösungen, fand sowohl am Kreis (Ohl) wie auch aus der zweiten Reihe (Andrei) die Lücken zum erfolgreichen Abschluss. Die Folge: ein Blitzstart zum 4:0 (5.).
Dann gab ESG-Torwart Lauterbach das Signal zur Aufholjagd. Und seine Vorderleute veredelten seine Paraden zum 4:4 (10.). Das sich anbahnende Gleichgewicht der Kräfte wurde durch eine kurzzeitige verletzungsbedingte Pause für Jannis Kothe und Vince Schmidt gestört, die die Gastgeber zu einer 9:6-Führung (19.) nutzten. Dabei glänzte Manuel Hörr mit seinen dynamischen Durchbrüchen und auch der eingewechselte Jan Grolla wurde mehrfach von Regisseur Jona Rietze erfolgreich „geholt“.
Doch sie kamen zurück. Und mit dem Gensunger Rückraum-Duo nahm das Angriffsspiel der Edertaler wieder Fahrt auf. Dergestalt, dass der Halblinke Schmidt zum 11:11 ausgleichen konnte (24.). Und MT-Trainer Haenen – in der Abwehr – reagierte. Doch auch mit Routinier Petr Hruby (für den noch geschwächten Pregler) und Torwart Herbst (für Büde) blieb‘s bis zur Pause beim offenen Schlagabtausch. „Typisch Derby“, beschrieb der Derby gestählte, langjährige MT-Linksaußen André Sperl die rasante Achterbahnfahrt der ersten Hälfte.
Doch das war‘s noch nicht. Gensungens erste Führung (14:15 Gruber) rief Jan Lasse Herbst auf den Plan, dem Merlin Kothe und Rene Andrei folgten – 16:15 (34.). Ein Spiel auf des Messers Schneide. Meist legte die MT vor und die ESG nach. Ein Rhythmus, an dem auch die beiden starken Schlussmänner und Lichtleins Kurzeinsatz (bei Ottos Siebenmeter, 45.) nichts änderten.
Also musste eine Schlussminute her, über die wohl noch lange geredet werden wird: Gensungen in Unterzahl, aber mit Ballbesitz trifft zum 27:28 durch Jannis Kothe (59:15). Nach Haenens Auszeit hat der Gastgeber noch eine halbe Minute zum Ausgleich. Den bejubeln die Melsunger Fans zehn Sekunden vor dem Ende, als Lasse Ohl mit letzter Kraft einlocht. Die Schiedsrichter geben das Tor – und nehmen es zurück. Stattdessen Freiwurf. Die letzte, ja wirklich letzte Chance hat Max Pregler, doch die entschärft Marc Lauterbach mit seiner 16. Parade. Seiner Wichtigsten.
Die Halle wird endgültig zum Tollhaus. Die einen jubeln, die andern zetern und pfeifen. Und ESG-Trainer Frank Eidam atmet durch. „Ein Tagtraum ist in Erfüllung gegangen, doch mit den Nerven bin ich völlig fertig.“ Nicht nur er. (von Ralf Ohm)
Quelle: HNA Homepage