Gensungen – Wenn eine Mannschaft ihren prominenten Gegner in der ersten Halbzeit dominiert, ja phasenweise vorführt und am Ende trotzdem scheitert, mutet die Analyse absurd an, dass sie das Spiel vor der Pause verloren hat. Trotzdem. Im Fall der ESG Gensungen/Felsberg und ihrer 29:31 (18:13)-Niederlage im Spitzenspiel der Handball-Oberliga gegen den TV Kirchzell war da was dran.
„Wir haben die Fehler des Gegners nur unzureichend genutzt“, beklagte ESG-Trainer Frank Eidam einige liegen gelassene Chancen seiner Mannschaft, die es dem Spitzenreiter laut seinem Kollegen Alexander Hauptmann ermöglichten, trotz „20 Minuten Angsthasen-Handball“ halbwegs im Spiel zu bleiben: „Wir konnten froh sein, dass wir nur mit fünf Toren Rückstand in die Halbzeit gegangen sind.“
Eine Einladung, um zurück zu kommen. Mit Macht und Cleverness und dank der sich häufenden Geschenke des Herausforderers. „Wir haben in sieben Minuten alles verspielt“, ärgerte sich Hannes Iffert, als Joshua Osifo zum 19:19 für Kirchzell ausgleichen konnte (37.). Vorbei die Kompaktheit der Gensunger Deckung, die dem Drittliga-Absteiger lange Zeit unlösbare Rätsel aufgegeben hatte. Geschichte aber auch das dynamische und konsequente Umschaltspiel der Edertaler. Sieben Tore aus der ersten und zweiten Welle in den ersten 30 Minuten folgten nur noch zwei in den zweiten. Der Ex-Eisenacher selbst hatte in der ersten Hälfte mit vier Toren geglänzt, war endlich mal zufriedenstellend am Kreis eingesetzt worden. Und musste nun einen „massiven Leistungsabfall“ in seinen Reihen konstatieren.
Was auch mit der frühen Roten Karte für Rückraumspieler Heinrich Wachs nach dessen dritter Zeitstrafe (32.) zu tun hatte. „Ein mitentscheidender Faktor“, wie Spielmacher Jona Gruber frustriert feststellte. Ein weiterer: „Wir haben unheimlich viel verworfen.“
Ein Synonym dafür, dass die Gensunger fortan reihenweise am überragenden Tobias Jörg scheiterten. Dessen Show begann mit einem abgewehrten Siebenmeter von Maximilian Lippold (47.) – das Signal an seine Mannschaft, dem nachlassenden Gegner nun den Rest zu geben: „Da ging‘s so richtig los.“ Denn: Der immer mehr auftauende Niklas Ihmer (3), Rechtsaußen Schnellbacher und Kreisläufer Blank machten aus dem 24:24 ein 25:29 (54.) eingerahmt von vier weiteren Paraden des TVK-Schlussmannes.
Die Vorentscheidung, denn mittlerweile war der ESG-Angriff zu einer Ein-Mann-Offensive (Vince Schmidt) mutiert, fehlte der Glaube und die Energie noch mal zurück zu kommen. Auch Rückraumspieler Jannis Kothe konnte nicht helfen, war durch einen Zehenanbruch gehandicapt, den der Linkshänder aber selbstkritisch nicht dafür verantwortlich machte, „dass ich mein Timing bei den Durchbrüchen und Kreuzungen nie gefunden habe.“ Auch der neuen Situation an der Tabellenspitze sah er ernüchtert ins Gesicht: „Die Favoritenrolle sind wir erst mal los.“
Die hat der weiterhin verlustpunktfreie Gast. „Wir haben gute Karten“, sagt Alexander Hauptmann. Nicht euphorisch, eher zurückhaltend. Noch unter dem Eindruck der ersten Hälfte des Gipfels.
ESG: Voß (6 Paraden/19 Gegentore), Ullrich (3/12); Iffert 4, Sonnenschein, Kindl, Wachs 5, Schmidt 13/3, Jedinak 1, Otto 3, Gruber 2, Lippold 1, Kothe 1, Berninger, Friedrich.
TVK: Jörg (19/27), Löffelmann (bei zwei 7m, 0/2); Blank 4, Soloviov 1, Häufglöckner 5, Schnellbacher 4, Hauptmann, Zhuk 6/2, Heinrich, Wolof, Mattern, de Waha, Ihner 5, Osifo 5,
SR: Hanker/Klimmesch.
Siebenmeter: 3/5:2/2.
Zeitstrafen: 14:10-Min.
Rote Karte: Wachs (3. Zeitstrafe)
Zuschauer: 800.
Quelle: HNA Homepage