In einem hart umkämpften Spitzenspiel der Handball-Oberliga hatte die ESG Gensungen/Felsberg den längerem Atem – und gewann mit 27:26 beim TuS Dotzheim. Das ist der siebte Sieg in Serie.
Es gibt Situationen, da ist ein Trainer durchaus nicht unglücklich darüber, dass seine Anweisungen missachtet werden. Rückraumspieler Franco Rossel hatte gerade in einer dramatischen Schlussphase die Führung zum 26:25 erzielt, als Arnd Kauffeld, 90 Sekunden vor dem Ende des Spitzenspiels der Oberliga, in einer Auszeit zur Ruhe mahnte. „Parteiball“ heißt das in der Handballsprache, also den Ball kontrollieren, dem Gegner ja keine Chance zum Tempogegenstoß geben.
Der Halblinke der ESG Gensungen/Felsberg hielt sich ganze neun Sekunde daran, dann knallte er den Ball unter die Latte des Dotzheimer Tores. Die Entscheidung, denn der Gastgeber konnte danach nur noch auf 26:27 (11:11) verkürzen. „Franco war so im Fluss, dass das kein großes Risiko war“, hatte der Coach der Edertaler nachher durchaus Verständnis für den Ungehorsam seines Schützlings. Zumal dieser mit acht Treffern, davon sechs nach der Pause, maßgeblich am bisher wohl wertvollsten Auswärtssieg seiner Mannschaft, die ihre Tabellenführung eindrucksvoll verteidigte, beteiligt war.
Nicht nur in der Offensive. Zusammen mit Christoph Koch bildete der 24-Jährige einen Mittelblock der Extraklasse. Der zudem mit Torwart Marc Lauterbach prächtig harmonierte, der den sonst so treffsicheren Rückraumschützen Maximilian Schubert und Johannes Schumacher früh den Zahn zog. Davon profitieren konnte seine Vorderleute zunächst nicht. Die brauchten fast acht Minuten für ihr erstes Tor (durch Vince Schmidt), leisteten sich im Spielaufbau zu viele technische Fehler und scheiterten einige Male am ebenfalls gut aufgelegten TuS-Schlussmann Nicolas Robinson.
Ab der 25. Minute ließ Gensungens Trainer Sieben gegen Sechs spielen – und hatte prompt Erfolg damit. Weil Franco Rossel sowohl mit seinen Abschlüssen wie auch mit seinen Anspielen glänzte. Nach dem Wechsel höchstpersönlich mit zwei Treffern auf 15:12 (38.) erhöhte. Doch der Tabellenzweite, angeführt von Marc-Oliver Teuner, kam noch mal zurück, ging sogar nach 52 Minuten durch Linksaußen Assmann mit 23:22 in Führung.
Die ESG-Bank wurde nervös, Co-Trainer Mario Schumacher handelte sich eine Gelbe Karte ein, doch Jan Hendrik Otto beruhigte die Gemüter: „Jungs bleibt locker, wir machen das schon.“ Der Rechtsaußen, in der zweiten Halbzeit im Abschluss eine Bank, hielt Wort. Denn sie machten es wirklich.
„Wir haben in der Endphase den Kopf hoch gehalten“, lobte der ESG-Coach den langen Atem seiner Schützlinge. Auch den des „aufsässigen“ Franco Rossel. Der von den 100 mitgereisten Fans als verdienter Matchwinner gefeiert wurde.