
Trotz umstrittener Schiedsrichter-Entscheidungen feiert Gensungen den sechsten Sieg, während Vellmar lange im Derby der Handball-Regionalliga auf Augenhöhe bleibt.
Die Weste der Handballer der ESG Gensungen/Felsberg bleibt blütenweiß. Auch das erste Derby dieser Regionalliga-Spielzeit hat das Team von Trainer Fynn Welch für sich entschieden. Allerdings war das 33:27 (15:15), der sechste Sieg im sechsten Spiel, vor 650 Fans in der Gensunger Kreissporthalle nichts für schwache Nerven.
Das hatte Gründe. Erstens der Gegner, der erbitterten Widerstand leistete. „Wir haben die Halle zum Beben gebracht. Daher war es ein herausragendes Spiel, in dem wir vieles richtig gemacht haben“, sagte Vellmars Co-Trainer Lance Stumbaum. Eine Einschätzung, die auch die Gastgeber teilten. Die mit ihrer Vorstellung anfangs nur bedingt zufrieden sein durften. „Wir waren in der Abwehr zunächst etwas zu passiv“, erklärte ESG-Coach Fynn Welch, der zur Leistung des TSV sagte: „Vellmar steht zu Unrecht da unten und wird sich wieder nach oben kämpfen.“
Höllisch war in der „Hölle Nord“ zu Beginn vor allem das Tempo. Vellmar legte Führung um Führung vor und lag nach zehn Minuten mit 8:7 vorn. Da fanden mit Frederik Drönner und Noah Streckhardt die beiden Halben im Rückraum die Lücken und waren mit Schlagwürfen erfolgreich. Da bekam ESG-Schlussmann Lukas Voß kaum eine Hand an den Ball. Da wusste TSV-Spielmacher Arturo Nacher Selma mit klugen Ideen zu gefallen, dessen spanischer Landsmann Andreu Perez Fernandez als Abwehrchef allein mit defensiven Aufgaben beauftragt war. Da wehrte sich Kreisläufer Niklas Willrich mit allem, was er hatte.
Fair geführt wurde das Nordhessenduell trotz aller Brisanz von den Spielern. Nur die Schiedsrichter, ausgerechnet die, brachten Hektik ins Spiel. Vor allem zu Lasten zweier Gensunger. Vince Schmidt kassierte zwei frühe Zeitstrafen und wurde fortan nur noch im Angriff eingesetzt. Noch härter traf es Max Bieber. Der Ex-Baunataler wurde von Perez Fernandez im Gesicht getroffen, was dem Vellmarer lediglich die Gelbe Karte einbrachte (21.), ehe Bieber Rot sah. Herausgestellt nach einem handelsüblichen Foulspiel weit weg vom Tor gegen Nebojsa Kanizaj (24.). Ein Schock für die ESG mit Wirkung. Denn gerade waren die Edertaler drauf und dran, das Blatt zu wenden, hatten die Deckung durch die Hereinnahme von Maximilian Lippold auf Halb stabilisiert. So aber sorgten zwei späte Treffer vor der Pause durch Kanizaj und Streckhardt für den 15:15-Ausgleich.
Immerhin. Die Emotionen ließen nach den „Schieber, Schieber“-Rufen der ESG-Anhänger schnell nach. Es folgte die Ruhe vor dem Sturm. Weiterhin ein ausgeglichenes Derby, weil der tapfere Außenseiter bis zum 22:22 auf Augenhöhe agierte (47.). Dann aber spielte Welch seinen größten Trumpf aus. Nutzte den breiten Kader. Schmidt, Denny Bikic sowie die sicheren Außen Ben Backhaus und Teja Sonnenschein brachten Gensungen mit einem 4:0-Lauf auf die Siegerstraße (52.). Die sie nicht mehr verließen.
Womit auch Timo Rummeleit seinen Anteil am Erfolg hatte, der als Fahrer dafür gesorgt hatte, dass Bikic nach dem Spitzenspiel mit der A-Jugend der JSG Dreiburgenstadt Felsberg (22:30 in Pohlheim) rechtzeitig in der Heimat war, um sein großes Talent erneut in der ersten Mannschaft vor toller Kulisse zu präsentieren. Damit ist er in bester Gesellschaft. In der Endphase hatte nämlich auch der 19-jährige Torwart Nicola Kowalski seinen Anteil daran, dass es noch ein standesgemäßer Heimsieg wurde. Bei dem der gleichaltrige Stratege Edin Fitozovic nach dem bitteren Aus für Bieber auf reichlich Spielzeit kam. Fast schon selbstverständlich, dass der 18-jährige Hannes Garde als coolste Haut im Edertal erneut seine beiden Strafwürfe verwandelte. Was erklärt, warum sie es bei der ESG nach dem Derby bevorzugten, über die Themen zu sprechen, die sie auch beeinflussen können.
Quelle: HNA Homepage