Die Fans trauten ihren Augen nicht, den Spielern hatte es die Sprache verschlagen. Und der Trainer war geknickt. „Das ist eine der bittersten Niederlagen, die ich mitgemacht habe“, sagte Arnd Kauffeld nach dem 27:29 (16:14) des Handball-Oberligisten ESG Gensungen/Felsberg gegen Wiesbaden.
382 Zuschauer sahen in der Gensunger Kreissporthalle praktisch zwei Spiele. Das – aus ESG-Sicht – gute dauerte 24 Minuten, denen qualvolle 36 Minuten folgten. In der 24. Minute erzielte Vince Schmidt den Treffer zum 15:9 für die Edertaler, ehe die Gastgeber im „zweiten Spiel“ mit 12:20 ins Hintertreffen gerieten.
Möglich, dass der Keim für das Desaster schon in den erfolgreichen ersten 24 Minuten gelegt wurde. Denn es schien, als hätten die Spieler plötzlich die zwei Gebote ihres Trainers vergessen. Kauffeld hatte im Vorfeld der Partie appelliert, die abstiegsgefährdete HSG nicht an deren Tabellenstand zu messen. Und das bevorstehende Spitzenspiel in Offenbach aus den Köpfen zu verbannen.
Oder hatte Gensungen den ab der 24. Minute einfach nur unterschätzt? Spielmacher Schmidt schüttelt den Kopf. Und Coach Kauffeld hat ängstliche Spieler gesehen, die diesmal nicht bereit waren, alles für ein erfolgreiches Abschneiden zu investieren. Dafür spricht, dass die HSG-Leistungsträger Luis Garbo, Lorenz Engel und Pascal Henkelmann in ihrem Tatendrang fortan nicht mehr behelligt wurden und das Angriffsspiel der ESG von Nachlässigkeiten geprägt war.
An dieser Misere tragen selbst die überragenden Torschützen Heinrich Wachs und Vince Schmidt eine Mitschuld. Symptomatisch war ein Siebenmeter, den Wachs nicht im Kasten unterbrachte, obwohl Torwart Jannik Gippert auf einen Täuschungsversuch des Schützen hereingefallen war und schon vor dem Wurf am Boden lag. Irgendwie passte es ins Bild, dass sich Abwehrchef Christoph Koch auch noch eine Handverletzung zuzog.
So kam es, dass die einzige gute Nachricht an diesem tristen Abend aus Pohlheim kam, denn dort hatte die abstiegsgefährdete HSG dem Tabellenführer Offenbach beim 28:28 einen Punkt abgetrotzt. Und: Am kommenden Sonntag werden trotz der zweiten Heimniederlage zwei Fanbusse Richtung Offenbach rollen.
von Ralf Ohm (HNA)