Gensungen – 34 Sekunden vor Schluss trauten sie sich, die Fans von Eintracht Baunatal. „Derbysieger, Derbysieger“ schallte es durch die Gensunger Kreissporthalle, nachdem Jan-Erik Kleinschmidt mit seinem Treffer zum 26:29 den Widerstand der ESG Gensungen/Felsberg endgültig gebrochen hatte. Daran änderte auch Grubers Ergebniskosmetik nichts mehr – mit 29:27 (16:13) ging das Drittliga-Derby an den Favoriten, der indes hart dafür arbeiten musste, dass die Hackordnung im heimischen Handball bestehen blieb.
„Wir haben geackert bis zum Ende“, gestand ein erschöpfter Phil Räbiger. Der Halblinke, der sich in der Schlussphase zum Matchwinner aufschwang, als fast jeder Wurf des 31-Jährigen ein Treffer war. Der Rückraumspieler, zunächst von Fynn Reinhardt im Angriff gut vertreten, trat genau in der Phase auf den Plan, als die Gastgeber nach erfolgreicher Aufholjagd drauf und dran waren, die Partie zu drehen.
Etwa, als Torwart Lukas Voss einen Siebenmeter von Kevin Trogisch parierte, seine Vorderleute jedoch die Chance zum 20:18 verpassten (41.). Und auch die zum 23:21 (47. Rossel) ausließen. „Wir haben den Bock nicht umgestoßen“, ärgerte sich Cornelius Feuring, Gensungens torgefährlicher Linkshänder im rechten Rückraum.
Warum? „Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen“, lobte Eintracht-Traine Dennis Weinrich die „Coolness“ seiner Jungs. Die legten zudem in deser kritischen Situation in ihrer 6:0-Deckung noch mal eine Schippe drauf und schüttelten so ihr eigenes Wackeln nach weitgehend überlegen geführter erster Halbzeit ab. Demgegenüber war beim Rivalen „der Glaube an eine Überraschung nicht ausgeprägt genug“, wie ein „mega-enttäuschter“ ESG-Trainer Arnd Kauffeld mutmaßte.
„Wir haben in der entscheidenden Phase zu viele Fehler gemacht“, erklärte Max Lippold. Etwa nachdem der starke Linksaußen in der 53. Minute noch mal per Tempogegenstoß zum 25:25 ausgeglichen hatte. Da konterte Benjamin Fitozovic eiskalt zum 25:26 (54.), da ließ ESG-Spielmacher Jona Gruber ziemlich freistehend die Chance zum erneuten Ausgleich liegen, da verwandelte Marvin Gabriel ohne Federlesens seinen zweiten Siebenmeter (56.), völlig unbeeindruckt davon, dass der Eintracht-Regisseur seinen ersten in der Anfangsphase verworfen hatte.
Für die Vorentscheidung reichte die Kraft des Routiniers noch, nachdem der Routinier eine Viertelstunde vor Schluss mit seinem gezerrten Oberschenkel „am Limit“ (Gabriel) ausgewechselt worden war. Und nachdem der Ex-Gensunger seine Mission erfüllt hatte. „Gensungens Abwehr stand ziemlich tief“, beschrieb der 31-Jährige seine Freiheiten, die er reichlich nutzte. Fast an jedem Treffer seiner Mannschaft in der ersten Hälfte war er beteiligt, sieben davon erzielte er selbst.
Und sorgte damit dafür, dass der Gast nach wankelmütigem Beginn und einem 4:7-Rückstand nach 12 Minuten rechtzeitig in die Spur fand. Auch dieser Chance sich abzusetzen, dürften die traurigen Verlierer hinterhertrauern. „Diese Niederlage ist schon sehr, sehr bitter, denn wir waren dran. Mehrfach“, bekannte ESG-Rechtsaußen Maxim Schalles.