Arnd Kauffeld entpuppte sich als fairer Verlierer. Brachte in seiner kurzen, aber treffenden Analyse der 26:34 (13:16)-Niederlage der ESG Gensungen/Felsberg gegen den Longericher SC genau das auf den Punkt, was die 350 enttäuschten Zuschauer in der Kreissporthalle erlebt hatten. „Wir hatten keine Chance. Der Gegner war eine Nummer zu groß für uns“, sagte der Trainer des heimischen Handball-Drittligisten.
Gensungen – Abgehakt war die 13. Saisonniederlage damit aber nicht. Denn: „Ein paar Sachen müssen wir uns schon vorwerfen lassen.“ Darunter ein bisweilen ratloser und einfaltsloser Positionsangriff, der nie so richtig auf Touren kam. „Wir waren nicht clever genug“, gestand Rechtsaußen Jan Hendrik Otto. Gemeint war, dass dem eigenen Offensivspiel „die Breite fehlte“ (Kauffeld), dass Gruber, Wachs und Co. zu oft den überragenden (und körperlich äußerst präsenten) Mittelblock Thöne/Wolf ansteuerten, an dem die meisten Edertaler Angriffsversuche abprallten.
So geriet das Gensunger Anrennen zu einem Abnutzungskampf, den der Aufsteiger frühzeitig verlor. Auch der zuletzt überragende Vince Schmidt, der erst nach dem Wechsel kurzzeitig auftaute. „Gegen diese Abwehr mussten wir uns jedes Tor ganz hart erarbeiten. Das war ziemlich kräftezehrend“, beschrieb der Rückraumspieler die eigenen Offensivbemühungen, die häufig im Zeitspiel endeten.
Trotzdem. Es gab den Moment, in dem die ESG den spielstarken Rheinländern Paroli bot und der die Hoffnungen der Fans auf ein Duell auf Augenhöhe nährte. Nämlich als Otto, Wachs und Lippold mit einem 3:0-Lauf die Partie kurzzeitig drehten, sogar umgehend (beim 7:6 nach 14 Minuten) eine Auszeit von SC-Trainer Stark provozierten.
Der jedoch an den richtigen (offensiven) Stellschrauben drehte, mit Daniel Koenen und Lukas Martin Schulz zwei neue Rückraumspieler brachte, die für noch mehr Geschwindigkeit im Longericher Angriff sorgten. So ging die gerade erst gewonnene Stabilität in der ESG-Abwehr mit zarten Anzeichen eines effektiven Umschaltspiels gleich wieder verloren. Drehten die Gäste die Partie schon zur Pause, Und – wie im Hinspiel – nach 40 Minuten so richtig auf.
„Wir haben im Positionsangriff sehr viel Tempo gemacht und stets kreative Lösungen parat“, freute sich Christian Stark. Zu den „kreativen Lösungen“ gehörten die Einläufer von Linksaußen Max Zimmermann, das (auf der Gegenseite fast inexistente) Kreisläuferspiel mit dem „Riesen“ Dustin Thöne oder auch die dynamischen Durchbrüche von Linkshänder Matthias Peters.
So machte ein 0:5-Lauf zum 20:29 (51.) den Gensungern endgültig den Garaus. Drohte eine Abfuhr wie im Hinspiel (27:39). Immerhin, die konnte der klar unterlegene Gastgeber in der Schlussphase abwehren. Was am eindeutigen Fazit von Trainer Kauffeld indes nichts änderte.
Von Ralf Ohm (HNA Homepage)