Es gibt Siege, die schnell verblassen. Es gibt Erfolge, die bleiben. Und es gibt das 27:24 (8:14) der ESG Gensungen/Felsberg, mit dem die Edertaler die TSG Offenbach-Bürgel niedergerungen haben. Dank einer nicht mehr für möglich gehaltenen Aufholjagd, die das Team von Trainer Frank Eidam weiter an der Tabellenspitze der Handball-Oberliga hält.
Gensungen – Da hätte es nach Abpfiff vor 450 restlos begeisterten Fans in der Gensunger Kreissporthalle kein besseres Lied als den Wolfgang-Petry-Klassiker „Wahnsinn“ geben können. Denn ehe der 14. Saisonsieg gefeiert werden konnte, wurden sie bei der ESG durch die Hölle geschickt. Sogar die „Hölle, Hölle, Hölle“.
Das Team wirkte gelähmt ohne die kurzfristig verletzt fehlenden Leistungsträger Heinrich Wachs und Max Lippold. Die Deckung präsentierte sich brav und lückenhaft. Nach vorn mehrten sich technische Fehler, kamen die Pässe nicht an und passten die Laufwege nicht. Selbst eine 2:0-Führung (5., Jannis Kothe) gab der ESG keine Sicherheit. Nur fünf Tore aus dem Spiel glückten bis zur Pause. Hinzu kamen drei souverän verwandelte Siebenmeter von Jan Hendrik Otto.
Schnell übernahm Offenbach das Zepter und konnte sich auf Marcel Bolling im Tor verlassen. Über 5:4 (14., Timo Kaiser) und 10:7 (24., Wagenknecht) standen zum 14:8 (30., Lars Kretschmann) alle, wirklich alle Zeichen auf Auswärtssieg.
Da war guter Rat teuer. Da wären die Meisten gescheitert. „Das war eine heftige Prüfung“, wusste Frank Eidam. Die Lösung des Gensunger Handball-Lehrers: Ruhe bewahren, Fehler tolerieren und den Spielern erneut gezielt die individuellen Aufgaben aufzeigen. „Die Jungs haben sich selbst nochmals gepusht und aufgebaut“, lobte der Coach den Teamgeist, um klarzumachen: „Ich habe ihnen aber auch gesagt, wer im Angriff zurückzieht, wird ausgewechselt.“
Das fruchtete. Im Feld unverändert stand nun eine ganz andere Mannschaft auf der Platte. Eine, die an sich glaubte. Eine, bei der A-Junior Sonnenschein mit zwei schnellen Toren das Signal zur Aufholjagd gab. Vor allem aber eine, die nach der Pause mit Lukas Voß den entscheidenden Mann zwischen den Pfosten wusste. Bei einem gehaltenen Siebenmeter im ersten Durchgang bewies der 22-Jährige schon Klasse. In der zweiten Hälfte schien der 2,03 m-Hüne von Minute zu Minute zu wachsen.
„Irgendwann haben wir gemerkt, dass Vossi alles hält. Das hat uns Kraft gegeben, noch mehr zu kämpfen“, sagte Rückraumspieler Friedrich, der sich wie seine Nebenleute klar steigerte. Da packten alle in der Deckung wesentlich beherzter zu, da trugen sie ihre Angriffe deutlich entschlossener vor und da machte eben ein Gigant den Unterschied aus.
„Die Jungs haben es mir leicht gemacht, weil sie fast nur Rückraumwürfe zugelassen haben. Über die Emotionen ist es uns gelungen zu zeigen, wie weit wir als Mannschaft sind“, erklärte Voß und vergaß nicht zu erwähnen, wie sehr ihn Kollege Lauterbach und Torwarttrainer Sascha Kurzrock auf dem Weg zu 17 Paraden in nur 30 Minuten auch mal runterbrachten, damit er nicht überdreht.
Da kochte die Kreissporthalle. Da spürte jeder aus Gensungen und aus Felsberg allerspätestens mit dem Anschlusstreffer von Friedrich, der eine Fußparade von Voß zum 21:22 veredelte (52.), dass was Besonderes passiert. Da herzten sie sich schon auf der Platte und da gelang ihnen sogar das I-Tüpfelchen, weil Abräumer Kothe den Schlusspunkt zum 27:24 nach einem Kempa-Trick mit Sonnenschein setzte (60.). (von Sebastian Schmidt)
Gensungen: Lauterbach (4 P./14 GT), Voß (17/10) – Iffert 2, Sonnenschein 4, Reinz, Schmidt 3, Jedinak, Otto 8/6, Feuring 1, Kothe 4, Friedrich 5, Weiß.
Offenbach: Bolling (10/26), Hohenberger (0/1) – Hoffmann 2, Eck, L. Kaiser, Kosch, Pjanic, Bogdanic, Kretschmann 3, Wagenknecht 3, Hofmann, Lenort 3/1, Cohen 5, Kaiser 8.
SR: Hanker/Klimmesch. Z: 450.
Siebenmeter: 6/7:1/5. Zeitstrafen: 6:12-Minuten.
Von Sebastian Schmidt
Quelle: HNA Homepage