Profi oder Amateur? Das ist derzeit in der 3. Handball-Liga die Frage. Die Antwort entscheidet darüber, ob ihr Spielbetrieb wegen des beschlossenen Teil-Lockdowns im kompletten November ausgesetzt werden muss oder die Saison trotz Pandemie fortgesetzt werden kann.
Gensungen – Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat sich mit seinem Beschluss, die Saison bis zum 15. November zu unterbrechen (wir berichteten), Zeit verschafft. Für eine Klärung, die in Theorie und Praxis indes weit auseinander klafft.Was per Definition (siehe Hintergrund) klar ist, beschreibt Klaus Kurtz, Abteilungsleiter von Eintracht Baunatal, als „Grauzone“. Für Arnd Kauffeld, Trainer der ESG Gensungen/Felsberg, ist die Grenzziehung zwischen Amateur und Profi „megaschwer“ und „fließend“. Da gilt es genauer hinzu schauen und zu differenzieren.
Der DHB macht die Existenz von Arbeitsverträgen zu einer von mehreren Voraussetzungen, um die 3. Liga als Profiliga einzustufen. Die gibt es in der Tat, meist in Form von Minijobs, also geringfügigen Beschäftigungen mit höchstens 450 Euro monatlichem Arbeitsentgelt (und meistens weniger).
Auf diese Art wird beispielsweise Heinrich Wachs entschädigt. „Ich fühle mich trotzdem mehr als Amateur denn als Profi“, sagt der Edertaler Rückraumspieler. Denn: Für ihn hat die Ausbildung zum Erzieher Priorität. Also drückt er montags und dienstags die Schulbank, arbeitet von Mittwoch bis Freitag in einer Kita.
Umso größer erscheint daher der Aufwand für sein Hobby: viermal Training pro Woche plus Spiel am Wochenende (mit jeweiliger Anfahrt aus Bad Arolsen). Mannschaftskollege Vince Schmidt ist Lehrer, Kapitän Christoph Koch Schichtarbeiter. Und für alle sind die Einnahmen durch den Handball nicht mehr als ein Nebenerwerb. Natürlich gibt es in der 3. Liga auch Vollprofis (beispielsweise in Hagen und Vinnhorst), doch das ist „die absolute Ausnahme“ (Kauffeld).
Sollte es per DHB-Beschluss dessen ungeachtet zu einer Gleichsetzung mit 1. und 2. Liga sowie deren Testpflichten kommen, werden laut Matthias Ruckh (Trainer des ATSV Habenhausen) „80 bis 90 Prozent der Vereine in Kürze kapitulieren.“ Denn: „Die vorgeschriebenen wöchentlichen Corona-Tests sind nicht finanzierbar.“ Bei einem Kader von 16 Spielern plus Trainern und Betreuern kommen da monatlich ca. 80000 Euro zusammen. Also bringt Arnd Kauffeld die preiswerteren Schnelltests ins Spiel, denen aber noch die Akzeptanz fehlt.
Trotzdem. Für Heinrich Wachs kommt auch die 3. Liga bei Fortsetzung der Saison nicht an regelmäßigen Tests vorbei: „Derzeit fehlt uns allen einfach die Sicherheit.“ Auf dem Feld und bei den vielen Außenkontakten, die jeder Gensunger in seinem beruflichen und familiären Umfeld hat. Ein Problem, das den 23-Jährigen viel mehr beschäftigt als die Frage, ob er als Amateur oder Profi durchgeht.
von Ralf Ohm (HNA)