Schwalm-Eder – Die ESG Gensungen/Felsberg und die MT Melsungen II gehen auch in der kommenden Handball-Saison gemeinsam in der Oberliga Hessen an den Start.
Keine spektakuläre Nachricht, aber auch keine Selbstverständlichkeit. Reiften im Edertal doch am Ende der Hinrunde zaghafte Aufstiegsträume, während sich die Fuldataler nach einer starken Rückrunde erst am letzten Spieltag retteten. Weitere Auffälligkeiten der abgelaufenen Spielzeit:
Hin-/Rückrunde: „Wir haben zwei verschiedene Runden gespielt“, sagt MT-Trainer Sviridenko angesichts von 7:19-Punkten aus den ersten und 16:10-Zählern aus den zweiten 13 Spielen. Sein Grund: Die verzögerte Integration der A-Jugendspieler, „die unsere Qualität letztlich erheblich angehoben haben.“ Weiterhin kam auch Rückraumspieler Max Pregler mit Verspätung auf Touren, habe dann aber die Mannschaft hervorragend geführt.
Beim Nachbarn hat mittlerweile ein Fehlstart Tradition, der Trainer Kauffeld noch Rätsel aufgibt: „Das müssen wir aufarbeiten.“ Immerhin: Nach 1:7-Punkten legte seine Mannschaft in der Hinrunde neun Siege in Folge hin, dem im neuen Jahr noch ein weiterer folgte. Eine Serie, die im Laufe der Saison nur noch von Meister Kirchzell getoppt wurde, der die letzten 14 Spiele (27:1) nicht verlor.
Heim-/Auswärtsbilanz: „In der Fremde haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht“, konnte Arnd Kauffeld nach 16:10-Punkten in auswärtigen Hallen zufrieden feststellen. Da glaubte die Mannschaft an sich, drehte Spiele nach teilweise vorentscheidend anmutenden Rückständen. Zu Hause (18:8) lief‘s nicht immer rund. „Da fehlte uns“, so Kauffeld, „die Leichtigkeit, weil wir uns vielleicht zuviel Druck gemacht haben.“
Spät mauserte sich die MT II zur Heimmacht. Gewann von den letzten sechs Spielen in der Stadtsporthalle fünf und schaffte so den Klassenerhalt. Für Georgi Sviridenko nicht zuletzt ein Verdienst von Rückkehrer Fabian Meyfarth, der der eigenen Deckung Halt gab und dabei auch Nachwuchsmann Glenn-Louis Eggert im Tor mitzog. Auswärts blieb die Ausbeute (nur drei Siege) der Bartenwetzer bescheiden, auch wenn auf der Zielgeraden in Büttelborn und Dotzheim gewannen.
Angriff/Abwehr: Wieder einmal stellte die ESG (mit 795 Toren) den besten Angriff, warf 58 Tore mehr als der Meister. Auf die „Waldecker Zange“ Wachs/Schmidt (284) war dabei konstant Verlass, ihre Nebenleute (Jannis Kothe, Cornelius Feuring, Jan Hendrik Otto, Franco Rossel) mussten dagegen durch „Wellentäler“ (Kauffeld). Der eigentliche Gensunger Trumpf, die erste und zweite Welle, stach nicht wie sonst. „Da standen wir teilweise auf der Bremse“, bekennt Trainer Kauffeld. Und ist auch mit der Abwehr (mit 713 Gegentoren die siebtbeste der Liga) nicht ganz zufrieden: „Da haben wir erst spät an Kompaktheit gewonnen.“
Sein Kollege macht bei seinem Team angesichts von 725 erzielten (6.) und 755 gefangenen (11.) Treffern eine „Diskrepanz“ zwischen Offensive und Defensive aus, was zum größten Teil auf das Konto des erst in der Rückrunde gelösten Torwartproblems geht.
Derbys: Im sechsten Anlauf gelang der MT II beim 28:26 endlich der erste Derbysieg gegen die ESG, die das Hinspiel in Gensungen noch mit 31:26 gewonnen hatte. Das sorgte für „große Erleichterung“ (Sviridenko) und Rückenwind für den Abstiegskampf. In der kommenden Saison kommen durch den Aufstieg des TSV Vellmar noch zwei brisante Nordhessen-Duelle dazu.
Aufsteiger der Saison: Ganz klar, Gensungens Neuzugang Heinrich Wachs. Der 22-jährige Neuzugang vom Landesligisten TSV Twistetal kannte von Beginn an keine Angst vor großen Namen, ging im Angriff frisch, frech und frei zur Sache und ließ – ob von Linksaußen oder aus dem Rückraum – die gegnerischen Abwehrreihen regelmäßig alt aussehen. So spektakulär hatte schon lange kein „Neuer“ mehr bei den Edertalern eingeschlagen. Und sich mit 192 Toren (davon 54 Siebenmeter bei 73 Versuchen) auch noch die Torjägerkrone der Handball-Oberliga aufgesetzt.
Perspektiven: Die MT II wird sich in der kommenden Saison – auch als Lehre aus der vergangenen – breiter aufstellen. Der Kader bleibt bis auf Luca Hageman, Marian Seibert und den Pliuto-Brüdern (nach Aurich) zusammen. Die verletzten Daniel Kocsic und Adam Kiss kommen zurück und können somit im zweiten Versuch doch noch ihren Wert für die Mannschaft unter Beweis stellen. Mit Thomas Piroch, Jona Gruber und Schlussmann Eggert, die auch bei der Bundesliga-Mannschaft mittrainieren, fährt ein hochbegabtes Trio zweigleisig. Und aus der kommenden A-Jugend sollen gleich sechs Spieler (Ole Pregler, David Kuntscher, Paul Kompenhans, Jan Lasse Herbst, Jan Dobriczikowski und Julian Fuchs) frühzeitig an die zweite Mannschaft herangeführt werden.
Auf Kontinuität setzt Gensungen. Und damit nach der „Aufbausaison“ (Kauffeld) auf eine Weiterentwicklung der jungen Mannschaft. Die verliert mit Tim Schneider, Jan Pollmer und Martin Herwig drei Ergänzungsspieler, die durch drei Perspektivspieler (Lukas Voss, Max Bieber und Max Lippold) ersetzt werden.
von Ralf Ohm (HNA)