Gensungen – Freudetrunken trauten sie sich dann doch. „Wir sind durch, da brauchen wir nicht mehr drumherum zu reden“, erklärte Jonas Ulshöfer, überragender Spielmacher der TSG Münster, die Südhessen zum vorzeitigen Meister der Handball-Regionalliga. Und auch sein Trainer Embs, zuvor als steter Warner aufgetreten, wusste: „Da brennt nichts mehr an.“ Angesichts von elf Punkten Vorsprung sechs Spieltage vor Schluss. Und – noch mehr – unter dem Eindruck einer Machtdemonstration seiner Mannschaft im Gipfeltreffen.
„Opfer“ war der Herausforderer, die ESG Gensungen/Felsberg, die vor eigenem Publikum mit 27:36 (12:20) unterging. „Das tat weh“, konstatierte ein ratloser Fynn Welch ob der verschiedenen, ja gegensätzlichen Gesichter seiner Mannschaft, die eine Woche zuvor – in ähnlicher Weise wie Münster – bei Verfolger Gr.-Bieberau/Modau noch triumphiert hatte.
Ein Erklärungsmodell: Die Top-Vorstellung der Gäste, die ihre Drittliga-Reife eindrucksvoll nachwiesen. „In der ersten Hälfte war meine Mannschaft unheimlich fokussiert und hat nahezu perfekt gespielt“, ließ sich Hans-Josef Embs zu einem keineswegs überzogenen Kompliment hinreißen. Da durfte Stratege Ulshöfer schalten und walten, wie er wollte, öffnete mit seinem (bekannten) Wackler alle Tore in der Gensunger Deckung, die sowohl im 6:0- wie auch im 5:1-Verbund viel zu passiv und zu starr agierte. Was auch Torjäger Weber leidlich ausnutzte.
Die Edertaler lebten ihrerseits im Angriff vornehmlich von ihrem Tempogegenstoß bzw. ihrer Schnellen Mitte sowie von Kothes Abschlüssen aus der zweiten Reihe. Doch als Jan Hendrik Otto beim 8:10 (13.) einen Tempogegenstoß freistehend vergab und für seinen Kopftreffer auch noch auf die Strafbank musste, war`s um die Gastgeber geschehen. Innerhalb von fünf Minuten zog der Tabellenführer auf 10:15 davon – und begann bereits danach, seinen „Stars“ immer mal wieder eine Kunstpause zu gönnen.
An den Kräfteverhältnissen änderte sich nichts. Zumal sich Torwart Jepsen immer mehr zum Gensunger Schreckgespenst aufschwang und dem enttäuschenden Vince Schmidt sogar einen Siebenmeter wegnahm (24.). Zur Demontage des Verfolgers gehörte auch Webers Kempa-Tor mit Tom Gerntke zum 12:20. „Die kommen immer zu Abschlüssen“, kritisierte ESG-Torwarttrainer Harald Birk zur Pause die mangelhafte Abwehrarbeit der Gastgeber.
Ein anderes Erklärungsmodell lieferte der Gensunger Coach: „Egal, was wir uns vorgenommen oder verändert haben, nichts hat heute geklappt.“ Beispielweise der siebte Feldspieler, mit dem in der zweiten Hälfte zumindest Schadenbegrenzung betreiben werden sollte. Als Dominik Winzer ins leere ESG-Tor zum 14:23 (36.) traf, war dieser taktische Kniff schon wieder Geschichte. Auch der Wechsel auf der Spielmacherposition – Jona Gruber für Heinrich Wachs – fruchtete nicht. Ein Führungsspieler, ein Verantwortungsträger mit der Gabe, das Steuer herumzureißen, war nicht in Sicht. So hielt selbst die halbe Münsteraner Zweitbesetzung die Nordhessen locker in Schach.
Immerhin, eine Maßnahme wirkte: Der Torwarttausch nach 20 Minuten. Mit etwas Anlaufzeit avancierte der eingewechselte Erik Ullrich nach dem Wechsel mit elf teilweise spektakulären Paraden zum einzigen ESG-Lichtblick. Allerdings machten seine Vorderleute wenig bis gar nichts daraus.
Und verloren durch Fegerts nach dem Schlusspfiff verwandelten Siebenmeter auch noch die zweite Halbzeit. Der Schütze musste zuvor aus einer Münsteraner Jubeltraube gerissen werden.
RALF OHM
ESG: Voß (3 Paraden/15 Gegentore), Ullrich (ab 20., 13/21); Iffert 2, Sonnenschein 2, Seibert, Wachs 3, Schmidt 5/2, Jedinak, Otto 3, Gruber 2, Lippold 2, Kothe 7, Berninger, Rossel 1.
TSG: Jepsen (17/19), Welkenbach (ab 47., 4/8, 1 Tor); Winzer 3, Schneider 4, Grusovnik, Ulshöfer 6, Fuhrig 3, Kosch, Gerntke 1, Liebeck 2, Weber 7, Fegert 3/2, Zelser 3, Friemann 2.
SR: Kerth/Knodt.
Zeitstrafen: 6:4-Min.
Siebenmeter: 3/2:2/2.
Zuschauer: 600.
Quelle: HNA Homepage