Gensungen. Eine wegweisende Einwechslung macht`s möglich: Handball-Oberligist lässt Aufsteiger Büttelborn nach Anlaufschwierigkeiten mit 38:26 abblitzen.
Manchmal muss ein Trainer zu seinem Glück überredet, ja genötigt werden. Das übernahm im Fall der ESG Gensungen/Felsberg der angeschlagene Maik Gerhold. „Ich bin schmerzfrei“, bettelte der Kreisläufer des heimischen Handball-Oberligisten um seinen Einsatz. Nach zehn Minuten ließ sich Arnd Kauffeld erweichen, obwohl er eigentlich den 21-Jährigen „vor sich selbst schützen wollte“. Brachte seinen hartnäckigen Schützling – und der leitete die Wende ein. Aus einem 3:6-Rückstand (9.) wurde ein 10:6-Führung (17.) für die Edertaler, was letztlich in einen ungefährdeten 38:26 (20:12)-Erfolg gegen den TV Büttelborn mündete.
Die Zweifel des Trainers waren verständlich. Angesichts einer wundersamen Kranken- bzw. Heilungsgeschichte, die medizinisch kaum nachvollziehbar ist. Im letzten Heimspiel hatte sich Maik Gerhold eine Verletzung im linken Knöchel zu gezogen, zunächst als Außenbandriss diagnostiziert. Die vorgeschlagene Therapie: absolute Ruhe, Fortbewegung, wenn überhaupt, nur auf Krücken möglich.
Dann sorgte eine Magnetresonanztomographie (MRT) für „Entwarnung“: Aus dem Riss wurde eine Überdehnung und der Abwehrrecke stellte sich am Donnerstag beim Training vor. Wo er dann auch noch mit dem rechten Fuß umknickte. „Das sah ganz, ganz schlecht aus“, gingen nicht nur für Cornelius Feuring die Einsatzchancen seines Mannschaftskameraden gegen Null. Doch der ließ sich nicht verdrießen, stattdessen an beide Füßen tapen – und schmiss sich ins Getümmel.
„Die Angst wieder umzuknicken, war noch da“, gestand er nachher, wovon auf dem Feld aber nichts zu sehen war. Der Deckung, zuvor im 5:1-Verbund noch ein fragiles Gebilde, gab er im Mittelblock zusammen mit dem abwehrstarken Jannis Kothe den nötigen Halt. Warf mit seiner „angeborenen Handlungsschnelligkeit“ (Kauffeld) das Edertaler Umschaltspiel an, ja war sogar selbst bei fast jedem Tempogegenstoß vorne mit dabei und erzielte bis zur Pause aus der zweiten Welle vier Treffer. „Diese einfachen Tore haben uns Sicherheit gegeben“, erklärte Linkshänder Kothe den zwischenzeitlichen Lauf seiner Mannschaft.
Die zudem vom ebenfalls eingewechselten Benedikt Hütt vorzüglich geführt wurde. Das fiel natürlich auch Gäste-Trainer Thomas Gölzenleuchter auf, zur Pause richtig wütend darüber, „dass wir uns nach unserer Führung so den Schneid haben abkaufen lassen“. Also ließ er nach dem Wechsel den ESG-Regisseur per 5:1- und Manndeckung phasenweise komplett aus dem Spiel nehmen, so dass wie zu Beginn der Partie erneut Sand ins Getriebe des Gensunger Positionsangriffs geriet.
Doch da auf die eigene 6:0-Abwehr (mit Gerhold) und speziell auf den starken Torwart Marc Lauterbach weiterhin Verlass war, fiel das nicht allzu sehr ins Gewicht. Arnd Kauffeld konnte es sich sogar leisten, nach 51 Minuten seinen Rekonvaleszenten unter großem Beifall vom Feld zu nehmen.
Für ihn kam Neuzugang Arne Heyne. Der 30-jährige Kreisläufer erzielte im zweiten Spiel sein erstes Tor (57.) für die Edertaler. Und offenbarte bei seinem Kurzensatz, dass er durchaus auch im Mittelblock eine Alternative ist. Was seinem Coach immerhin die Erkenntnis bescherte, dass er seinem etatmäßigen Kreisläufer auch mal eine Pause gönnen kann.