Mit einem 28:26-Erfolg gegen die ESG Gensungen/Felsberg besiegte der heimische Handball-Oberligist seinen Derbyfluch und verbuchte zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf.
Trainer Georgi Sviridenko lachte über seinen eigenen Scherz. Der da lautete: „Aller guten Dinge sind sechs.“ Die Abwandlung eines Sprichworts, um das Ende des Derbyfluchs zu verkünden. Denn im sechsten Duell mit dem Nachbarn hatte es nach fünf Niederlagen zum ersten Mal geklappt, seine Mannschaft, die Oberliga-Reserve der MT Melsungen, die ESG Gensungen/Felsberg mit 28:26 (14:13) besiegt.
Die Lizenz zum Feiern erteilte er seinen Schützlingen für einen Tag, „dann müssen wir uns wieder auf den Abstiegskampf konzentrieren“. In den der Aufsteiger nach dem fünften Heimsieg in Folge nun mit einer Extraportion Selbstvertrauen gehen kann. Daran hatte es den Gastgebern schon gegen den Erzrivalen nicht gefehlt. Plus Emotionen, „denn nur so kann man in einem Derby bestehen“ (Sviridenko). Der 56-Jährige selbst bewies kühlen Kopf, als er zur Pause die nötigen taktischen Anpassungen vornahm, um aus dem auf ein Tor geschmolzenen Halbzeitvorsprung den ersehnten Sieg zu machen.
Auf 13:7 waren seine Schützlinge nach 20 Minuten davon gezogen. In einer Phase, so Marian Seibert, „als bei uns fast alles klappte“. Die 6:0-Deckung, die spätestens nach der Einwechslung von Nikita Pliuto und Jona Gruber dem Edertaler Positionsangriff Rätsel aufgab. Die eigene erste und zweite Welle, die die Ballgewinne veredelte. Und der Linkshänder selbst, der bis dahin bereits vier Mal getroffen hatte.
Erst dann bekam die ESG Zugriff. Speziell auf den Rückraumrechten, dessen Kreise Heinrich Wachs als Spitze einer 5:1-Deckung einengte. Weiterhin hatte Torwart Lauterbach die Kunstpause auf der Bank dazu genutzt „runter zu kommen“ (Lauterbach). Vorne drehte Benedikt Hütt auf. Und war mit vier Treffern an der Aufholjagd zum 14:13 beteiligt.
Melsungen wendet die Wende ab
Die Wende? Nein. Denn der Melsunger Trainer hatte sich für die zweite Hälfte etwas einfallen lassen. Etwa statt des Hünen Seibert den wendigen Avram in den rechten Rückraum zu beordern. „Eine richtig gute Idee“, wie Melsungens Linkshänder fand, der im Zusammenspiel mit Eugen Gisbrecht und Markus Pregler immer wieder torgefährlich in die Schnittstellen der Gensunger Abwehr stieß. Die wiederum ESG-Trainer Kauffeld kritisierte: „Es fehlte die Ordnung und auch die Abstimmung.“
In punkto Aggressivität zeigten die Gastgeber, wie‘s funktioniert. Verschoben ihren 6:0-Deckungsverband nach vorn oder traten, wenn nötig, blitzschnell heraus, um Gensungens Aufbaureihe nicht zum Aufbau ihrer Angriffe kommen zu lassen. Die laut Sviridenko „beste Abwehrleistung der Saison“ verhalf dann auch dem eingewechselten Glenn-Louis Eggert zu einigen Paraden.
So blieb die Gäste-Aufholjagd unvollendet. Und die MT II baute ihren Vorsprung wieder aus. Über 17:14 (36.) auf 22:17 (44.) und 24:19 (52.). Nach Vlad-Alexandru Avram trat Mannschaftskollege Max Pregler auf den Plan. Lief zur Höchstform auf, düpierte seine Ex-Kollegen mit seinen Schüssen aus der Hüfte. „Wie in alten Zeiten“, schwärmte nicht nur sein Coach.
Preglers letztes Tor war unspektakulär: ein verwandelter Siebenmeter zum 28:24 zwei Minuten vor Schluss. Dafür aber die Entscheidung. Und die Gewissheit, dass das Sviridenko-Team Derbys gewinnen kann. Wenn auch erst im sechsten Anlauf.