Bei Torwart Lukas Voß musste der Pfosten dran glauben. Trainer Arnd Kauffeld reagierte sich am Turnseil ab. Die meisten Spieler der ESG Gensungen/Felsberg erstarrten indes regelrecht beim Abpfiff der packenden Partie gegen die HSG Eider Harde. Kein Wunder, schließlich ist die 28:30 (16:15)-Niederlage in der Klassenverbleinsrunde II ein Tiefschlag für die heimischen Drittliga-Handballer.
Gensungen – „Ihr werdet eine gute Busfahrt haben, während ich eine Scheißnacht vor mir habe“, gab denn auch Kauffeld seinem freudestrahlenden Kollegen Matthias Hinrichsen auf dem Weg. Wohlwissend, dass die Gäste weiterhin berechtigte Hoffnung auf den Klassenerhalt hegen, während sich der Druck auf die Edertaler deutlich erhöht (siehe Hintergrund).
„Dieser Sieg ist Balsam für unsere Seelen. Geduld war der Schlüssel, denn wir mussten auf Gensunger Fehler warten“, sagte Hinrichsen, aus dessen Sicht ein Unentschieden absolut leistungsgerecht gewesen wäre. Und es war mehr drin für die Gastgeber in einem ebenso packenden wie ausgeglichenen Duell. Denn die ESG schien sich gut auf die unorthodoxe Paradedisziplin der HSG eingestellt zu haben. Auf das ständige Sieben gegen Sechs, das die Gäste von Beginn an praktizierten. Geschuldet der Tatsache, „dass wir keinen Shooter, aber vier starke Mitte-Männer haben“, wie Hinrichsen erklärte.
Dieses risikoreiche Spiel bedingte eine 6:5-Führung der ESG durch gleich drei Treffer ins leere Tor durch Schlussmann Marc Lauterbach, Jona Gruber und Heinrich Wachs (12.). Angeführt vom zunächst mutigen Gruber, an dessen Seite auch der spanische Neuzugang Carlos Prieto ein paar Minuten im Mittelblock verteidigte, lagen die Edertaler bis zur Pause stets ein bis zwei Tore vorn.
Mehr jedoch nicht. „Wir haben das Momentum verpasst, entscheidend davon zu ziehen“, haderte Christoph Koch. Der Kapitän, der zum Lichtblick wurde. Weil er schneller als befürchtet wieder schmerzfrei auf der Platte helfen konnte. Zunächst nur im Angriff, im zweiten Durchgang in der Deckung neben Gruber und am Kreis. Zum „Momentum“ hätte die Doppelparade von Voß werden können, der erst den Siebenmeter von HSG-Spielmacher Hannes Glindemann hielt und dann auch dessen Nachwurf an den Pfosten lenkte (33.). Zumal Koch im Gegenzug auf 17:16 stellte.
Ansonsten blieb die Torwartleistung der ESG überschaubar. Verhinderten mehrere Blöcke und Härte von Koch/Gruber nicht, dass der umtriebige Glindemann und mehr noch der überragende Kreisläufer Thore Heinemann Treffer um Treffer (in Überzahl) landeten. Was zu verkraften gewesen wäre, wenn das Kauffeld-Team nicht ein zweites Minden erlebt hätte. Denn ebenso wie vor einer Woche beim 23:23 beim TSV GWD II hatte Gensungen massive Probleme mit der offensiven Abwehrvariante des Gegners.
Da nervte Jannik Öttershagen als Vorgezogener Gruber derart, dass auch ihn der Mut verließ. Da schwang sich Jasper Alexander Basenau im Tor zum Unterschiedsspieler auf. Da wurde Jan-Hendrik Otto zur tragischen Symbolfigur. Weil der Rechtsaußen erst überhastet neben das verwaiste Tor warf (43.) und dann beim Siebenmeter in Basenau seinen Meister fand (50.). Das gab der HSG Kraft mit einem 3:1-Lauf in den letzten 80 Sekunden den Spieß noch umzudrehen. „Wir haben es selbst verbockt und müssen ganz schnell die Köpfe wieder hochkriegen“, weiß Christoph Koch. An dem sich seine Teamkollegen nun wieder aufrichten können. (Sebastian Schmidt)
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